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Samstag, 27. Februar 2021

TRINITÄT - Trinitätsdogma / Paulus und die Trinität


PAULUS UND DIE TRINITÄT

„Offensichtlich nannte Paulus Jesus niemals Gott“ – Professor Sidney Cave

Es gab keinen militanteren Gegner, der im Zorn gegen die ersten Christen ausschlug, als einen Mann namens Saulus. Und es gab auch keinen besser ausgebildeten Theologen, der dieser ersten Gemeinde beitrat, als eben diesen Saulus, welcher unter dem Namen Paulus als profilierter Schreiber und führender Sprecher des Christentum des ersten Jahrhunderts bekannt wurde. Von einigen modernen Demythologen als unmöglicher Visionär oder psychotischer Drogenabhängiger gebrandmarkt, widersteht er weiterhin dem harten Urteil seiner Kritiker und bleibt auch heute ein Standardzeichen für das Christentum.

Wegen der extremen Inbrunst seines Glaubens, hatte sich Paulus einer Gruppe angeschlossen, vor der Jesus gewarnt hatte: „Es kommt sogar die Stunde, dass jeder, der euch tötet, meinen wird, Gott einen Dienst zu tun“ (Joh. 16,2). Sein missgeleiteter Eifer führte Paulus dazu, eine mörderische Verfolgungstaktik gegenüber der neuen christlichen Sekte einzuschlagen.

Es ist nicht Ziel dieses Buches, die ganze Breite der Theologie von Paulus zu bewerten. Im Speziellen möchten wir seine Harmonie oder Disharmonie mit dem Alten Testament und den Worten Jesu, des Messias, bezüglich des Wesens Gottes betrachten.

Paulus nahm für sich eine besondere Offenbarung des auferstandenen Jesus in Anspruch. Während manche behaupten, Vernunft und Offenbarung seien unvereinbar, so ist es unsere Voraussetzung, dass sich die beiden nicht widersprechen. Paulus hilft uns dabei, diesen Punkt zu illustrieren. Kein Teil der Offenbarung Jesu an Paulus beleidigt die Vernunft. Wenn man ein Element der progressiven Offenbarung zulässt, so ist die Theologie von Paulus nicht im Widerspruch zu den Lehren des historischen Jesus oder zu anderen neutestamentlichen Schreibern. Er wich nicht von der Lehre des Messias über Gott ab.


90 Paulus und die Trinität

In den religiösen jüdischen Kreisen hoch angesehen, bemerkte Paulus: „...beschnitten am achten Tag, vom Geschlecht Israels...Hebräer von Hebräern, dem Gesetz nach ein Pharisäer.....dem Eifer nach ein Verfolger der Gemeinde; der Gerechtigkeit nach, die im Gesetz ist, untadelig geworden“ (Phil. 3,5-6). Ohne Frage machte ihn dieser Hintergrund kompromisslos monotheistisch – zu einem überzeugten Advokaten des Glaubens an den Einen Gott als eine einzelne Person.(1) So, wie wir es erwarten, hatte die rabbinische Erziehung in ihm die feste Überzeugung bewirkt, dass es nur einen Gott, den Schöpfer aller Dinge, gibt. Es ist offensichtlich, dass er mit dem erst kürzlich gekreuzigten Messias völlig über die Vorschrift übereinstimmte, welche Jesus als das wichtigste aller Gebote bezeichnet hatte. Einem fragenden Schriftgelehrten hatte Jesus erklärt: „Höre, o Israel: Der Herr, unser Gott, ist ein Herr, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen....“ (Mk. 12,29-30). Als Pharisäer hätte Paulus sicher dem Enthusiasmus des Schriftgelehrten für den Monotheismus Jesu zugestimmt: „Recht, Lehrer, du hast nach der Wahrheit geredet; denn er ist einer, und es ist kein anderer außer ihm“ (Mk. 12,32). Das jüdische Erbe hatte für Paulus den Ein-Personen-Gott an die Spitze seines Glaubens gesetzt. Seine Verehrung für den Einen Gott der hebräischen Bibel blieb, auch nach seiner Bekehrung zum Christentum, die Hauptmotivation hinter all seinen Aktivitäten.

Es gibt in den Schriften von Paulus keinerlei Hinweis, dass er mit der frühen Gemeinde über die Person Gottes in Uneinigkeit gewesen war. Die Feindschaft vor seiner Bekehrung war gegen den Anspruch Jesu, der Messias zu sein, gerichtet gewesen, welchen er als Bedrohung für die etablierte Religion der Nation Israel betrachtete. Viele anerkannte Gelehrte glauben nach sorgfältigem Studium der Beweismittel nicht, dass Paulus jemals die jüdischen Überzeugungen, Gott sei eine einzige Person, in Frage stellte. Sydney Cave stellt fest: „Offensichtlich nannte Paulus Jesus niemals Gott.“(2) C.J. Cadoux stimmt zu: „Paulus differenziert gewöhnlich Christus...

1 Das wird ganz deutlich durch seine Aussagen in 1. Kor. 8,4,6: Eph.4,6 und 1. Tim. 2,5 gezeigt. In anderen Bereichen seiner Theologie, wie zum Beispiel in der Frage der Bedeutung des Gesetzes für die neue jüdisch/heidnische Gemeinde, entfernte sich Paulus ganz eindeutig von seiner pharisäischen Ansicht. Als Pharisäer hätte er Galater 3 und 4 nicht schreiben können. Unter der Inspiration des auferstandenen Jesus erklärt er, dass das Gesetz des Mose zeitlich begrenzt war. Seine Gleichgültigkeit gegenüber der mosaischen Gesetzgebung die Beschneidung betreffend zeigt diese Tatsache auch laut und deutlich auf.

2 The Doctrine of the Person of Christ (Duckworth, 1925), 48.

 

Paulus und die Trinität 91

...von Gott.“(3) Man kann die Schriften von Paulus vergeblich nach der einfachen Aussage, Jesus sei Gott, im Sinn eines präexistenten „ewigen Sohnes“ und zweiten Mitglieds einer gleichberechtigten Trinität, absuchen. Nur Hebräer 1,8 (ob Paulus diesen Brief geschrieben hat ist unklar) könnte als Text genannt werden, in dem Jesus, in einem gewissen Sinn, sicherlich Gott genannt wird. Eine Handvoll anderer Texte könnte eventuell einen Hinweis auf Jesus als „Gott“ geben. Diese Tatsache wird jedoch von einigen Gelehrten wegen der Grammatik und des Satzbaus bestritten. Diese Verse können aus diesem Grund nicht als „Beweistexte“ hergenommen werden. Weil wir wissen, dass in der Bibel der Ausdruck „Gott“ nicht immer „den allerhöchsten Gott“ meint, ist es unmöglich, den Trinitarismus durch isolierte Verse, in denen Jesus Gott genannt wird oder auch nicht, zu beweisen.

Das trinitarische Problem muss aus der Perspektive von Paulus streng monotheistischem jüdischen Hintergrund, den Berichten von Lukas über die Tätigkeit von Paulus in der Apostelgeschichte und natürlich seinen Briefen, analysiert werden. Eine Frage ist wichtig: Sollte Paulus ein Trinitarier oder Binitarier geworden sein – wann fand dieses Ereignis statt? Wurde er von den übrigen Aposteln über die Trinität belehrt, erfuhr er es durch Offenbarung von Jesus, dem Messias, oder entwickelte sich diese Ansicht langsam im Laufe seines Lebens, bis die Erkenntnis der Realität schließlich über ihn hereinbrach und seinen früheren Glauben an Gott als eine Person drastisch modifizierte? Es gibt einfach keine Beweise für eine derartige Entwicklung. Die Neuheit einer solchen Ansicht hätte sicher viele Seiten in der Bibel für sich beansprucht, wenn man die jüdische Indoktrination, und ganz besonders diejenige dieses religiösen Eiferers bezüglich des Monotheismus, in Betracht zieht.

Immer dann, wenn die Grundlage einer Religion geändert wird, müssen klare Erläuterungen gegeben werden. Solch drastische theologische Revolutionen passieren nicht unbemerkt; als Beispiel seien die Bände herangezogen, die während der manchmal blutigen Kontroverse von Verfechtern der Trinität gegenüber strikten Unitariern geschrieben wurden. Eine göttliche Offenbarung bei der Einführung des Glaubens an einen Drei- Personen-Gott wäre akzeptiert und erklärlich gewesen. Aber wo sowohl Offenbarung fehlt, als auch der Verstand angegriffen wird, da gibt es sehr wenig Basis, eine solche außergewöhnliche Idee wie den Trinitarismus,...

 3

(Blackwell,1943), 40-42.

A Pilgrim’s Further Progress: Dialogues on Christian Teaching


92 Paulus und die Trinität

...anzunehmen. Mit den Worten eines englischen Geistlichen, eines Trinitariers, wird durch die Trinität „der Verstand beleidigt und der Glaube steht halb entgeistert da.“(4)

Als Paulus am Apostelkonzil in Jerusalem teilnahm, wurde über die Beschneidung und andere alttestamentliche Gesetze gesprochen. Wie weit sollten diese auf die neuen Heidenchristen angewandt werden? (Apg.15,5 ff). Die Entscheidung wurde von Jakobus, dem Leiter der Jerusalemer Gemeinde, getroffen. Es ist dieser derselbe Jakobus, der an die verstreute Gemeinde als „die zwölf Stämme in der Zerstreuung“ (Jak.1,1) schreibt: Du glaubst, dass nur einer Gott ist? Du tust recht; auch die Dämonen glauben und zittern“ (Jak.2,19). Zu diesem Zeitpunkt der Kirchengeschichte gibt es nichts, was auf einen radikalen Ansichtswechsel über die Natur Gottes hinweist.

Das Fehlen jeder neuen Offenbarung über die Trinität bereitet dem trinitarischen Autor E. Calvin Beisner Schwierigkeiten, als dieser den orthodoxen Standpunkt des Glaubens in seinem Buch „Gott in drei Personen“ verteidigt. Wir untersuchen sein Werk, weil er auch den Apostel Paulus als Stütze seiner These heranzieht. Am Beginn von Kapitel eins zitiert er das Bekenntnis von Nizäa, wie es am Konzil von Konstantinopel im Jahre 381 verkündigt wurde: „Ich glaube an den einen Gott, den Vater, den Schöpfer des Himmels und der Erde und von allem, was sichtbar und unsichtbar ist. Und an den einzigen gezeugten (eingeborenen) Sohn Gottes, Licht von Licht, wahrer Gott von wahrem Gott...und an den Heiligen Geist, den Herrn und Spender des Lebens....“

Beisner stellt dann die Frage: „Enthält das Neue Testament eine derartige Lehre (diejenige der Trinität) entweder offen oder unausgesprochen? Und...wenn es der Fall ist, wie wird es ausgedrückt?“(5)

Die Antworten der Gelehrten auf diese beiden Fragen sind nach Beisner „gelinde gesagt, höchst unterschiedlich“.(6) Er behauptet nichtsdestotrotz, die Trinität werde in der Bibel gefunden. Der Hauptpunkt seines Argumentes lautet wie folgend: „Im Neuen Testament gibt es den einen und einzigen wahren Gott; da gibt es die Person, die Vater und Gott genannt wird; und es gibt die Person, die Sohn und auch Gott genannt wird.“(7)

4 Bishop Hurd, Sermons Preached at Lincoln’s Inn, 2:287, zitiert bei John Wilson in Unitarian Principles Confirmed by Trinitarian Testimonies, 321.

5 God in Three Persons (Tyndale House Publishers, 1984), 24

6 Ebenso

7 Ebenso, 26

 

Paulus und die Trinität 93

In dem Teil des Buches, der „Monotheismus im Neuen Testament“ betitelt wird, macht Beisner die ausgezeichnete Beobachtung, dass eine monotheistische Ansicht „die ganze Anschauung über Jesus durchdringt“(8) und er zitiert Joh. 17,3: „Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“

Beisner fügt dann noch das Zeugnis von Paulus hinzu, der wohlüberlegt auf die Frage antwortet, ob es mehrere Götter als einen gibt. Die Worte von Paulus sind wie folgt: „ ...wir wissen, dass es keinen Götzen in der Welt gibt und dass kein Gott ist als nur einer. Denn wenn es auch sogenannte Götter gibt im Himmel oder auf Erden – wie es ja viele Götter und viele Herren gibt - so ist doch für uns ein Gott, der Vater,...und ein Herr, Jesus Christus...“(1. Kor. 8,4-6).

Beisner zeigt richtig auf, dass die Antwort von Paulus auf die monotheistische Frage war, „es gibt nur einen Gott“. „Dieser monotheistische Standpunkt“, fährt er fort, „herrscht im ganzen Neuen Testament vor, wird aber nirgends stärker ausgedrückt als hier in den Schriften von Paulus.“(9)

An diesem kritischen Punkt in der Argumentation müssen wir darauf schauen, was Paulus wirklich sagt. Alle werden dem Glauben von Paulus zustimmen, dass es nur „einen Gott gibt“, aber wer ist bei Paulus dieser eine Gott? Gibt es „einen Gott – den Vater“ (Unitarismus) oder „einen Gott – den Vater, Sohn und Heiligen Geist“ (Trinitarismus)? Beisner scheint die unheimlich wichtige Definition des Monotheismus von Paulus zu übersehen: „So ist doch für uns ein Gott, der Vater“ (1. Kor.8,6). Paulus nennt den einen Gott den Vater und er fügt keine andere Person hinzu. Er fährt fort zu sagen, dass es einen Herrn gibt, Jesus Christus, aber er sagt nicht (weder hier noch anderswo), dass Jesus „der eine Gott“ ist. Der eine Gott des Monotheismus von Paulus, ausdrücklich festgestellt und in Harmonie mit allem, was wir im Alten Testament und den Lehren von Jesus gehört haben, ist der Vater allein.

Den gewöhnlichen Regeln der Sprache folgend, gebührt das Vorwort mono nicht mehr, wenn wir eine Anzahl von mehr als einem haben. Zum Beispiel, wenn ein Mann zwei Frauen hat, ist er nicht länger monogam, sondern polygam. Auf dieser Basis fragen wir gemeinsam mit vielen Juden und Moslems, ob vom Trinitarismus als Monotheismus gesprochen werden darf – sicherlich nicht als Monotheismus im Sinn des hebräischen Alten

8 Ebenso

9 Ebenso, 27

 

94 Paulus und die Trinität

Testaments. Es ist schwer für uns, die Schlussfolgerung zu vermeiden, dass drei Personen, die alle Gott genannt werden, drei Götter sind. Wir sind uns dessen bewusst, dass das von den Trinitariern bestritten wird; wir haben jedoch auch festgestellt, dass eine Anzahl von Theologen den Glauben vieler gewöhnlicher Gläubiger an den dreieinen Gott als Glauben an drei Götter bedauert. Es ist schwer, nicht mit Hans Küng zu sympathisieren, wenn er formuliert: „Es ist die aufrichtige Sorge vieler Christen und die gerechtfertigte Frustration von Juden und Moslems, wenn sie versuchen, in solch trinitarischen Formeln den reinen Glauben an den einen Gott zu finden.“(10)

Hätten Jesus oder Paulus irgendwo in der Sprache der Trinität ausgedrückt, „drei sind eins“ oder „eins ist drei“, so würden wir genötigt sein, das als Teil der Offenbarung als christliche Lehre zu akzeptieren. Aber die Geschichte kennt bis 300 Jahre nach dem Dienst Jesu wenig von dieser Sprache über die Gottheit. Zu dieser Zeit war die Theologie in die Hände von Männern geraten, die nicht die enge Verbindung der Apostel zu Jesus, dem Messias, gehabt hatten und die Produkte einer ganz anderen theologischen Bildung waren. Gemeinsam mit Hans Küng bedauern wir „die Hellenisierung der ursprünglichen christlichen Botschaft durch die griechische Theologie.“(11) Es ist eine Sache für Christen zu behaupten, es ist nur ein Gott, von dem in der Bibel gesprochen wird. Ganz eine andere Sache ist es, Christen davon zu überzeugen, dass es in diesem einen Gott drei Personen gibt. Die Fähigkeit der Theologen, die Gläubigen davon zu überzeugen, dass zwei oder drei Personen in Wirklichkeit nur ein Gott sind, muss als eines der größten Wunder in der Geschichte der Christenheit angesehen werden. Wir wundern uns, wie sonst verständige Personen so bereitwillig akzeptieren, was letztendlich als unverständliches Geheimnis erklärt wird. Das alles ist noch bemerkenswerter, weil die Glaubensgrundsätze der Bibel keinerlei Hinweis auf eine derartige Terminologie geben. Es gibt keinen Hinweis auf ein Rätsel in der transparenten und einfachen Bekräftigung, „es ist ein Gott, der Vater“ (1.Kor. 8,6).

Paulus hat niemals die Anschauung verlassen, dass eins, in Verbindung mit Gott, auch wirklich eins bedeutet. Offensichtlich legte er seinen jüdischen Monotheismus nicht ab, als er im Brief an Timotheus schrieb:

10 Zitiert bei Pinchas Lapide, Jewish Monotheism and Christian Trinitarian Doctrine, 40

11 Ebenso

 

Paulus und die Trinität 95

„Denn einer ist Gott, und einer ist Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Jesus Christus (1. Tim. 2,5) Hier wird eine Person, der Vater, der eine Gott genannt. Im selben Satz wird eine andere Person der Mensch Jesus Christus genannt. Das bedeutet eine ziemliche Schwierigkeit für den Trinitarismus. Paulus bekräftigt denselben Glauben in seinem Brief an die Gemeinde zu Ephesus. Er spricht vom „Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit“ (Eph. 1,17) und fährt in einem späteren Kapitel fort, zu beteuern, „ein Leib und ein Geist......ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller“ (Eph. 4,4-6). Wir alle verstehen, dass „ein Geist“ und „eine Taufe“ numerisch eins bedeuten. Aber Gott ist für Paulus auch im mathematischen Sinn eins. Er ist „der Vater unseres Herrn Jesus Messias“. Der Standpunkt von Paulus änderte sich auch nicht, als er den Galatern schrieb: „Ein Mittler aber ist nicht (Mittler) von einem; Gott aber ist nur einer“ (Gal. 3,20).

Es gibt eine bemerkenswerte Beständigkeit in den Schriften von Paulus, wenn er von Gott als einem Einzelnen spricht, nämlich dem Vater Jesu. Zu behaupten, Paulus wäre zu einem Glauben an ein „multipersonales“ Wesen übergegangen, ist höchst problematisch. Seine Glaubensdeklarationen sind ganz konform mit dem uneingeschränkten Monotheismus Jesu und dem jüdischen Erbe, welches ihnen gemeinsam war.

Wenn Paulus darauf beharrt, es „gebe keinen Gott außer einem“, fährt er mit der Erläuterung fort: „Diese Erkenntnis ist aber nicht in allen“ (1.Kor. 8,4,7). Wir sind versucht zu glauben, seit dem ersten Jahrhundert habe sich nicht viel verändert. Wenn wir die klaren Behauptungen von Paulus in 1.Kor. 8,4 und 6 zusammenfassen, so haben wir die Versicherung, dass „es keinen Gott gibt außer dem Vater“. Der Trinitarismus muss sich sicher vor diesem reinen Monotheismus beugen. Vielleicht ist auch die Polemik von Thomas Jefferson gegen das Dogma der Dreieinigkeit nicht zu hart. Er sah es als ein Zurückgleiten von „der wahren Religion, die Jesus im Glauben an die Einheit Gottes gegründet hat, in einen unverständlichen Polytheismus“. In einem Brief an den befreundeten Pastor Jared Sparks bedauerte er das Wachstum eines Dogmas, welches er als eine „Hokus- Pokus Phantasie eines Gottes ähnlich dem Cerberus (dem dreiköpfigen Hund, welcher in der griechischen Mythologie den Eingang zum Hades bewacht), mit drei Köpfen und einem Körper“, bezeichnet.(12)

12 C.B. Sandford, The Religious Life of Thomas Jefferson, 88, 89

 

96 Paulus und die Trinität

Es war Paulus, welcher der Gemeinde in Korinth seine Sorge zum Ausdruck brachte: „Ich fürchte aber, dass, wie die Schlange Eva durch ihre List verführte, so vielleicht euer Sinn von der Einfalt und Lauterkeit Christi gegenüber abgewandt und verdorben wird. Denn wenn der, welcher kommt, einen anderen Jesus predigt, den wir nicht gepredigt haben....so ertragt ihr das recht gut“ (2.Kor. 11,3-4). Wir behaupten, dass der Gedanke an Gott als eine Person in sich selbst Einfachheit ist. Ein Gott, welcher aus zwei oder drei Personen besteht, aber trotzdem nur ein Wesen ist, ist extrem komplex. Nicht das kleinste Problem der Trinität ist die Tatsache, dass Gott und Jesus in der Bibel offensichtlich zwei Personen im modernen Verständnis dieses Wortes sind – genauso unterschiedliche Personen wie ein Vater und sein Sohn.

Nicht ohne Grund sind die Worte von Paulus der Kritik ausgesetzt, sie seien manchmal widersprüchlich. Das hat Öl in die Flammen der trinitarischen Kontroverse geschüttet. Petrus warnte davor, dass in den Schriften des Paulus „einiges schwer zu verstehen ist, was die Unwissenden und Ungefestigten verdrehen, wie auch die übrigen Schriften zu ihrem eigenen Verderben“ (2. Petr. 3,16). Wenn das so ist, so haben wir umso mehr Grund, unser Verständnis der Lehre von Paulus über Gott auf seine expliziten Glaubensaussagen zu gründen. Unter keinen Umständen sollten wir anderen, weniger klaren Stellen in seinen Schriften zugestehen, die transparenten, einfachen Behauptungen mit denen er Gott definiert, in den Schatten zu stellen.

Philipper 2

Viele sehen die Aussage von Paulus in Phil. 2, 5-8 als Beweis an, dass dieser an einen Messias glaubte, welcher sowohl präexistent, als auch Gott in seinem eigenen Recht war. Der Text lautet wie folgt:

„Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus war, der in Gestalt Gottes war und es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich zu sein. Aber er machte sich selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich geworden ist, und der Gestalt nach wie ein Mensch befunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz.“

Wir sollten uns einige der ursprünglichen Aussagen von Paulus über den Einen Gott ins Gedächtnis rufen, wenn wir uns diesem Abschnitt widmen:


Paulus und die Trinität 97

1. Dem allein weisen Gott durch Jesus Christus, ihm sei die Herrlichkeit in

Ewigkeit (Rö. 16,27).

2. Denn einer ist Gott und einer ist Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus (1.Tim. 2,5).

3. Ein Leib..... ein Herr, ein Glaube....ein Gott und Vater aller (Eph. 4,4-6).

4. ...und dass kein Gott ist als nur einer....und ein Herr, Jesus Christus (1.Kor. 8,4,6).

5. Die wird zu seiner Zeit der selige und alleinige Machthaber zeigen, der König der Könige und Herr der Herrn, der allein Unsterblichkeit hat und ein unzugängliches Licht bewohnt, den keiner der Menschen gesehen hat, auch nicht sehen kann (1.Tim. 6, 15-16).

Wenn Paulus wusste, dass Jesus ein gleichberechtigtes, präexistentes Mitglied der Gottheit war, konnte er dann die oben erwähnten Texte geschrieben haben, welche offensichtlich den Einen Gott, auf eine Person, den Vater, einschränkten? Wenn das der Fall ist, so würde die Anklage, die Bekehrten in Bezug auf die Natur Gottes verwirrt zu haben, angebracht sein. Es ist auch bemerkenswert, dass Lukas, welcher die Tätigkeit von Paulus in der Apostelgeschichte aufschrieb, es versäumte, die neu gefundene Wahrheit über die dreieine Gottheit zu erwähnen. Paulus behauptete von sich selbst: „denn ich habe nicht zurückgehalten, euch den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen“ (Apg. 20,27). Sicherlich wäre in seinen Schriften und Predigten irgendwo dieses großartige Wissen über die dreieine Gottheit erwähnt, wenn er es als wichtigen Teil der christlichen Tradition angesehen hätte.

Paulus machte wiederholte Erwähnungen über den einen Gott, den Vater allein, sogar an Stellen, an denen Vater und Sohn gemeinsam genannt werden. Und es gibt ein eindrucksvolles Fehlen einer eindeutigen Aussage, die zeigt, dass Jesus, der präexistente Gott-Mann, ein Teil der ewigen Gottheit ist, und völlig den Titel „Gott“ in seiner absoluten Bedeutung verdient. Paulus verwischt nicht die Unterscheidung zwischen dem einen Gott, dem Vater, und Jesus, Seinem Sohn, dem Herrn Messias. So sehr er auch die Tatsache betont, dass die beiden in völliger Harmonie handeln, so vergisst er niemals, dass der Vater der Eine Gott seines monotheistischen Erbes ist. Es ist verwirrend zu denken, er fordere uns inmitten all dieser Beharrlichkeit auf der Tatsache, dass Gott einer ist, auf, ohne Erklärung zu...


98 Paulus und die Trinität

...glauben, auch Jesus sei der Eine Gott. So eine drastische Änderung des religiösen Rahmens der wahren Religion hätte den Ärger des jüdischen Flügels der Gemeinde hervorgerufen und wäre der Grund für eine weitreichende Kontroverse gewesen. Es gibt keinen Hinweis für so eine Debatte.

Wir müssen unter allen Umständen vermeiden, unsere Interpretationen des 21. Jahrhunderts in die Schriften des ersten Jahrhunderts hineinzulesen. Man muss Worten gestatten, das zu meinen, was sie in ihrem ursprünglichen Zusammenhang aussagten. Das Denken von Paulus ist logisch. Er drückte sich an anderen Stellen mit völliger Klarheit aus, als er definierte, wer der Eine Gott sei. Gemeinsam mit vielen Kommentatoren, früheren und heutigen, fragen wir uns, ob die frühe Gemeinde diesen Text in Philipper als Vorläufer der Nizäa-Formel sah –Jesus als wahrer Gott von wahrem Gott, ewig präexistent und Schöpfer?

James Dunn nähert sich diesem Text, indem er versucht, die Tendenz, die späteren christologischen Entwicklungen in die Ideen von Paulus hineinzulegen, beiseite zu legen: „Unsere Aufgabe ist wieder einmal die wesentliche, aber sehr schwierige, unsere Ohren des 20. Jahrhunderts in Einklang mit den Konzepten und Nebentönen der 50iger und 60iger Jahre des ersten nachchristlichen Jahrhunderts im östlichen Mittelmeerraum zu bringen.“(13)

Er kommt zum Schluss, dass die „präexistente-Inkarnations- Interpretation“ von Phil.2, 2-6 mehr auf den späteren gnostischen Erlöser- Mythos als auf Phil. 2,2-11 zurückzuführen ist. Er warnt uns vor der Gefahr, in die Schriften von Paulus die Schlussfolgerungen späterer Generationen von Theologen, den „Vätern“ der griechischen Kirche, in den der Fertigstellung der neutestamentlichen Schriften folgenden Jahrhunderten, zu lesen.(14)

Es ist weitgehend bekannt, dass wir in der Schrift genau das zu finden suchen, was wir uns als bereits darin stehend vorgestellt haben, weil niemand der erschreckenden Möglichkeit ins Auge sehen möchte, dass unser „empfangenes“ Verständnis nicht mit der Bibel übereinstimmt. (Das Problem wird noch vergrößert, wenn wir die Bibel lehren oder predigen). Eine religiöse Doktrin, welche intellektuell und gefühlsmäßig akzeptiert wurde, ist sehr schwer zu entfernen.

13 Christology in the Making, 125 14 Ebenso, 128

 

Paulus und die Trinität 99

Der Zusammenhang der Bemerkung von Paulus in Philipper 2 zeigt uns, wie er die Philipper dazu anleitet, demütig zu sein. Die Frage wurde gestellt, ob Paulus möglicherweise diese einfache Lektion verstärkt haben könnte, indem er seine Leser aufforderte, die Gesinnung desjenigen anzunehmen, der ewiger Gott war und die Entscheidung getroffen hatte, Menschengestalt anzunehmen. Ist diese Art von Vergleich irgendwie anwendbar auf unseren menschlichen Zustand? Es scheint auch eigenartig für Paulus zu sein, auf den präexistenten Jesus als Jesus, den Messias, Bezug zu nehmen und folglich den Namen und das Amt, welche er bei seiner Geburt empfangen hatte, zurück in die Ewigkeit zu legen.

Paulus zögert sonst niemals, Jesus einen Menschen zu nennen. Er definiert mehrmals die Rolle des Messias, indem er Parallelen zwischen Adam und dem Menschen Jesus zieht. Das wird in 1. Kor.15,45-47 ganz deutlich, wo Paulus schreibt: „So steht auch geschrieben: der erste Mensch, Adam, wurde zu einer lebendigen Seele, der letzte Adam zu einem lebendig machenden Geist.....Der erste Mensch ist von der Erde, irdisch; der zweite Mensch vom Himmel“. Paulus besteht darauf, dass Jesus sogar bei seinem zweiten Kommen Mensch ist, so wie Adam, welcher aus dem Staub der Erde gebildet wurde. Paulus schreibt in Römer 5,12-15:

„Darum, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist .....Aber der Tod herrschte von Adam bis auf Mose selbst über die, welche nicht gesündigt hatten in der Gleichheit der Übertretung Adams, der ein Bild des Zukünftigen ist (Jesus)....denn wenn durch des einen Übertretung die vielen gestorben sind, so ist viel mehr die Gnade Gottes und die Gabe in der Gnade des einen Menschen Jesus Christus gegen die vielen überreich geworden.“

In Phil. 2 beschreibt Paulus den erhöhten Status des Menschen Jesus. Als Spiegelbild Gottes, seines Vaters, war er „in der Gestalt Gottes“ (der Text sagt nicht, dass er Gott war) und erachtete solche „Gleichheit mit Gott“ nicht als Privileg, welches für seinen eigenen Ruhm hätte ausgenützt werden dürfen. Jesus, welcher als Messias mit der funktionellen Gleichheit mit Gott ausgerüstet war und dazu ausersehen war, an der Rechten des Vaters zu sitzen, demütigte sich selbst, indem er zum Sklaven der Menschheit wurde, sogar bis zu dem Punkt, als er einwilligte, den Tod eines Verbrechers am Kreuz zu sterben. Jesus zog keinen Nutzen aus der Tatsache seiner königlichen Position als Vertreter Gottes, sondern nahm den Charakter eines Knechtes an. Der Kontrast ist zwischen der Position Gottes, wobei Jesus der Vertreter Gottes ist, und dem Rang eines Dieners. Der Kontrast ist nicht, wie oftmals angenommen wird, zwischen „Gott in...


100 Paulus und die Trinität

...Ewigkeit zu sein“ und „Mensch zu werden.“(15) Jesus spielte gehorsam die Rolle eines Dieners, als er sein Recht zu regieren aufgab und das Angebot Satans ausschlug, der ihm Macht über die Königreiche der Erde anbot (Mt.4,8-9). Er war bereit, in den Händen einer feindlichen Welt zu leiden. Was Paulus hier meint ist die Karriere des Mannes Jesus (1. Tim 2,5), nicht die Inkarnation eines präexistenten Mitglieds der Gottheit. Die Demut Jesu ist der Arroganz Adams genau entgegengesetzt. Der Erstere missbrauchte nicht seinen gottgegebenen Status, Gott, seinen Vater, widerzuspiegeln und machte sich auch sein Privileg nicht für selbstsüchtige Zwecke zunutze. Adam versuchte unter dem Einfluss des Teufels Gott gleich zu werden, was ihm nicht zustand. Jesus war es durch völligen Gehorsam Gott gegenüber möglich, die Gesinnung und die Persönlichkeit des Einen Gottes, seines Vaters, widerzuspiegeln.

Als Paulus das außerordentliche Leben, welches der Messias auf der Erde führte, beschrieb, hatte er keinesfalls im Sinn, einen Hinweis auf ein präexistentes Leben zu geben. Er ermahnte die Philipper, so demütig wie Jesus zu sein. Jesus war ein Modell in seiner Demut und in seinem Dienst. Dennoch war er in die königliche Familie des Hauses David geboren worden und hatte sich durch seine Selbstverleugnung den erhöhten Status eines Herrschers erworben, wie schon Psalm 2 Jahrhunderte vor seiner Geburt prophezeit hatte. Als er von Pilatus gefragt wurde: „Also bist du doch ein König?“ antwortete Jesus: „Du sagst es, dass ich ein König bin. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen...“ (Joh. 18,37). Jesus überwand den natürlichen Ehrgeiz, die Welt erobern zu wollen (obwohl er bei seiner Wiederkunft völlig rechtmäßig die Mächte des Antichristen besiegen wird). Sein Beispiel einer geduldigen Unterordnung unter den Willen Gottes führte zu seiner Erhöhung zur rechten Hand des Vaters. Der springende Punkt war nicht, dass ein präexistentes Mitglied der Gottheit seinen ursprünglichen Platz, den es kurz verlassen hatte, wieder einnahm, sondern dass ein wahrer Mensch, der Messias, in dem der Charakter Gottes fehlerlos widergespiegelt wurde (Kol. 1,15), Demut und Gehorsam gezeigt hatte und er von Gott bestätigt und erhöht wurde. Paulus beschreibt auch an einer anderen Stelle das Leben Jesu als eine Demonstration von Demut, wenn er bemerkt, dass „er, der reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet“ (2.Kor. 8,9). Der Messias, obwohl er...

15 In Phil. 2,7 gibt es keine Erwähnung von „geboren werden“. Das Wort genomenos meint einfach „werden“. Jesus nahm den Status eines Knechtes an und erschien als gewöhnlicher Mensch.

 

Paulus und die Trinität 101

...der designierte König Israels und der Welt war, opferte sich für andere. Ohne freilich die gleichen Ansprüche wie Jesus zu stellen, benützt Paulus dieselben Worte für sein eigenes Leben. Er war „arm, aber viele reich machend, nichts habend und doch alles besitzend“ (2.Kor. 6,10). Er „suchte nicht Ehre von Menschen......obwohl wir als Christi Apostel gewichtig hätten auftreten können“ (1. Thess. 2,6). Paulus betrachtete sich selbst und seine Mitapostel als messianische leidende Knechte, wenn er die „Knechts- Prophetien“ Jesajas auf seine eigene Mission (Apg. 13,47; s. Jes. 42,6; Jes. 49,6) anwandte.

Die traditionelle Lesart von Phil. 2 beruht fast zur Gänze auf der Annahme, Jesu Zustand „er war in der Gestalt Gottes“ beziehe sich auf ein präexistentes Leben als Gott im Himmel, anstelle einer rechtlichen Identität mit Gott als menschliche Person auf der Erde. Unglücklicherweise haben Kommentatoren viel dazu beigetragen, diese Ansicht zu bestärken. Das Zeitwort „war“ im Satz „er war in der Gestalt Gottes“ kommt im Neuen Testament häufig vor und bedeutet keinesfalls sinngemäß „von Ewigkeit an bestehend“, obwohl manche Übersetzungen diese Idee hineinbringen. In 1.Kor. 11,7 schreibt Paulus, dass ein Mann sein Haupt nicht bedecken soll, weil er Bild und Abglanz Gottes ist. Das Zeitwort „ist“ hier ist eine Form des selben Verbs, welches gebraucht wird, um Jesus als in Gestalt Gottes zu beschreiben. Die Absicht von Paulus war nicht, ein ewig göttliches, zweites Mitglied der Trinität einzuführen, sondern über Demut am Beispiel des historischen Jesus zu lehren. Es gibt keinen klaren Beweis in diesem Abschnitt, dass Paulus ein Trinitarier war, der an die traditionelle Doktrin der Inkarnation glaubte.

Wir schlagen folgende Übersetzung des Originaltextes von Philipper 2 vor:

„Nehmt die selbe Haltung an wie Jesus, der Messias: Er, obwohl er eine göttliche Stellung hatte, dachte nicht daran, seine Gleichheit mit Gott zu seinem eigenen Vorteil zu benutzen, sondern verzichtete auf seinen Rang, indem er die Rolle eines Sklaven annahm und wie alle anderen Menschen wurde. In seiner Erscheinung als gewöhnlicher Mensch, erniedrigte er sich durch seinen Gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz“. In dieser Übersetzung gibt es nichts, was uns auf ein präexistentes Wesen hinweist. Die Erhöhung des Messias zur Rechten Gottes ist die Erfüllung von Psalm 110,1. Es wurde gut argumentiert, dass der Text folgendermaßen gelesen werden sollte: „Im Namen Jesu beuge sich jedes Knie“ (wie es auch die Elberfelder und die Luther Übersetzung wiedergeben) und nicht „vor dem Namen Jesu“ (Phil. 2,10). So verändert auch die oberste Erhöhung Jesu zur...


102 Paulus und die Trinität

...rechten Hand des Vaters nicht die Tatsache, dass alles, was Jesus bewirkte, zur Ehre Gottes dient. Der Herr zur Rechten Gottes ist, wie wir uns in Erinnerung rufen, adoni, was niemals als Titel für die Gottheit gebraucht wird.

Kolosser 1,15-17

Um die erhöhte Position des auferweckten Messias, seine Autorität über alle Feinde und seine besondere Rolle im Plan Gottes zu betonen, schrieb Paulus an die Gemeinde in Kolossä:

„Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene aller Schöpfung. Denn in ihm ist alles in den Himmeln und auf der Erde geschaffen worden, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Gewalten oder Mächte; alles ist durch ihn und zu ihm hin erschaffen; und er ist vor allem, und alles besteht durch ihn“ (Kol. 1,16).

Einige sind überzeugt davon, dass dieser Abschnitt genügend Beweis ist um alles, was Paulus an anderen Stellen über den christlichen Glauben als „Glauben an den einen Gott, den Vater“, sagte, umzustürzen. Einige Dinge sollten jedoch beachtet werden. Der trinitarische Gelehrte James Dunn macht eine wichtige Beobachtung, wenn er über den oben zitierten Abschnitt spricht:

„Wir müssen die Tatsache verstehen, dass Paulus nicht versuchte, Menschen zum Glauben an ein präexistentes Wesen zu bringen. Er musste nicht den Ausdruck der „präexistenten Weisheit“ einführen. Solche Sprache wurde normalerweise gesprochen, war üblich und sicherlich nichts Unbekanntes für die meisten seiner Leser. Er behauptete auch nicht, Jesus sei ein bestimmtes präexistentes Wesen gewesen....Was er sagte war, dass Weisheit, was auch immer dieses Wort für seine Leser bedeutete, nun in aller Fülle in Jesus ausgedrückt wurde – Jesus war die vollständige Verkörperung göttlicher Weisheit; all die göttliche Fülle wohnte in ihm. Der Fehler, den viele (unbewusst) machen, ist, die Argumente von Paulus umzudrehen und sie in die falsche Richtung deuten zu lassen. Weil eine Sprache, die präexistente göttliche Wesen ins Auge zu fassen scheint, fremd für unsere Ohren ist, so ist es einfach (durch eine illegitime Übertragung der Voraussetzungen des 20. Jahrhunderts in das erste Jahrhundert) anzunehmen, dass das der Grund ist, warum diese Art der Sprache benutzt wurde (um den Glauben an präexistente göttliche Mittler zu bestärken) und dass Paulus versuchte, Christus mit oder als ein solches Wesen zu identifizieren.“(16)

16 Christology in the Making, 195

 

Paulus und die Trinität 103

Wir zitieren Professor Dunn ausführlich wegen seiner wichtigen Aussage über die Gefahr, Paulus so zu lesen, als sei dieser mit den späteren Entscheidungen der Kirchenkonzile vertraut gewesen. Paulus sollte in seinem hebräischen Kontext gelesen werden. Dunn schreibt nicht als ein Anti-Trinitarier. Aber er findet keinen Hinweis für die Trinität in diesem Abschnitt. Er fährt fort:

„Doch die Sprache von Paulus war natürlich durch die Kultur und die kosmologischen Annahmen seiner Zeit geprägt. So argumentierte er nicht für die Existenz eines präexistenten göttlichen Wesens oder für die Existenz eines bestimmten göttlichen Wesens.......und der Sinn ist natürlich, wenn man diese Art der Sprache im jüdischen Monotheismus versteht, dass Jesus als die weise Aktivität Gottes gesehen wird, als die Weisheit und Verkörperung der Weisheit Gottes, vollständiger als jede vorherige Manifestation derselben Weisheit, sei es in der Schöpfung oder im alten Bund.“(17)

Die Analyse Dunns genügt, um uns zu zeigen, dass diese Passage der Schrift keinen Glauben an eine Gottheit bestehend aus zwei oder drei Personen begründet. Einige weitere Punkte sollten betrachtet werden. Paulus nennt Jesus den Erstgeborenen aller Schöpfung. Im natürlichen Sinn schließt der Ausdruck Erstgeborener die Vorstellung eines ungeschaffenen, ewigen Wesens aus. Geboren zu werden benötigt einen Beginn. Gottes Erstgeborener ist „der höchste der Könige auf Erden“ (Ps. 89,27). Paulus wendet einen bekannten messianischen Titel an. Jesus ist für Paulus nicht Gott, aber der Messias – und da gibt es einen großen Unterschied.

In vielen Übersetzungen heißt es, „alle Dinge sind durch ihn (den Messias) geschaffen“. Die Präpositionen in Kol. 1,16 müssen korrekt übersetzt werden (wie wir an den Randversionen der Standardübersetzungen sehen). Was Paulus wirklich schrieb, war, dass „alle Dinge“ – in diesem Fall „Throne, Herrschaften, Gewalten und Mächte“ „in“ Jesus geschaffen wurden – „durch“ ihn und „für“ ihn. Es heißt nicht, dass Jesus der Schöpfer im Eröffnungsvers von 1.Mose war, sondern dass er in der Mitte von Gottes kosmischer Hierarchie war. Alle Mächte sollten dem Sohn untertan sein, der letztendlich alles seinem Vater unterwerfen würde, dem Obersten, dem er zur Treue verpflichtet war, damit...

17 Ebenso, 195, 196

 

104 Paulus und die Trinität

...„Gott (der Vater) alles in allem ist“ (1.Kor.15,28).(18) Es wäre eigenartig zu sagen, Jesus habe alle Dinge für sich selbst geschaffen (Kol. 1,16). Der Punkt ist eher, dass Gott alles mit dem Gedanken an Jesus, mit ihm als Anlass für die Schöpfung und so für ihn schuf. Als Erstgeborener ist Jesus der Erbe des Universums, welches Gott für Seinen verheißenen Sohn als designierten Erben schuf. Paulus rückt in diesem Abschnitt die neue Schöpfung in den Blickpunkt, die durch die Auferstehung Jesu, des Erstgeborenen aus den Toten, begonnen wurde (Kol.1,18). Die Bezugnahme auf die Schöpfung von Engeln bedeutet nicht die Existenz Jesu zum Zeitpunkt der Schöpfung. Wie immer ist der Zusammenhang ein wichtiger Faktor in der Interpretation. Paulus konzentriert sich in diesem Abschnitt auf „Erbe“, „Reich“ und „Mächte“ (Kol. 1,12,13,16). Dies deutet stark darauf hin, dass er an die Herrschaft des Messias über die gesamte Schöpfung denkt, als neue Ordnung, die Gott von Anfang an im Sinn hatte und als deren Haupt Christus ernannt wurde. In diesem Fall gibt es keine Bezugnahme auf die Schöpfung in 1. Mose und so auch keinen Hinweis auf die Präexistenz. Wie üblich ist der Kontext ein wichtiger Faktor bei der Interpretation.

Ausdrücke, die, wie Dunn sagt, im 20. (und jetzt natürlich auch im 21.) Jahrhundert antiquiert erscheinen, und die deswegen besonders vorsichtig behandelt werden müssen, liefern keine Grundlage für den Glauben an die Präexistenz Jesu. Paulus glaubte, dass Gottes Plan die Vorherrschaft des Messias über alles Geschaffene, sei es nun sichtbar oder unsichtbar, im Himmel oder auf Erden, seien es Throne, Herrschaften, Gewalten oder Mächte, vorsah. Jesus war der Anfangspunkt aller Kreativität Gottes – der Schlüssel zu Gottes ganzem Vorsatz und auch die Verkörperung von Gottes Weisheit. Der Messias jedoch war nicht ein ewiges Wesen, sondern eine menschliche Person, die zur festgesetzten Zeit geoffenbart werden sollte und die nun, als Erstgeborener aus den Toten, dazu qualifiziert ist, der neuen Ordnung vorzustehen (Eph. 1,10).

18 Wir stellen fest, dass gemäß J.H. Moulton (Hrsg.), Grammar of New Testament Greek (T&T Clark,1963), Kol. 1,16 folgendermaßen wiedergegeben werden sollte: „denn wegen ihm (Jesus).....(3:253). Das ergibt einen völlig anderen Sinn als: „durch ihn...“. Siehe auch: Expositor’s Greek Commentary“ (Hrsg. W. Robertson Nicoll, Grand Rapids: Eerdmans, 1967) über diesen Vers: „en auto: Das bedeutet nicht ‚durch ihn’“ (504). Übersetzer scheinen diesen Autoritäten wenig Beachtung geschenkt zu haben.

 

Paulus und die Trinität 105

1. Korinther 10,4

Viele, welche an die persönliche Präexistenz Jesu glauben, beziehen sich auf die Worte des Apostels in 1. Kor. 10,4, wo er über die Israeliten in der Wüste schreibt, dass sie alle „aus einem geistlichen Felsen, der sie begleitete, tranken. Der Fels aber war der Christus“.

John Cunningham bemerkte:

„Auf Grundlage dieses Textes wird behauptet, dass Christus persönlich das Volk Israel begleitete, als dieses durch die Wüste ins verheißene Land zog. Um dieses Argument zu unterstützen werden 5.Mo. 32,4 und Ps. 18,2 zitiert, weil Jahwe (Gott) dort als Fels beschrieben wird. Weil nun Gott der Fels ist und ebenso Christus als Fels, der das Volk Israel begleitete, bezeichnet wird, schließt man, dass Christus Jahwe bzw. der Gott des Alten Testaments sein muss.“(19)

Ein Text, der Gottes Aktivität über die Zeitalter betrachtet, sagt: „Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals geredet hat zu den Vätern in den Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn“ (Hebr. 1,1-2). Das scheint zu bestätigen, dass Jesus bis zu seiner Geburt als Mensch weder Sohn Gottes noch Botschafter Gottes an die Menschheit war. Dasselbe Buch an die Hebräer deutet an, dass das Wort in alttestamentlicher Zeit durch Engel gesprochen wurde (Hebr.2,2). Wenn nun die Botschaft an Israel durch denselben präexistenten Jesus, der später Mensch wurde, gesprochen wurde, so scheint dem Schreiber dieses neutestamentlichen Buches diese Tatsache unbekannt gewesen zu sein. Botschaften wurden sicherlich durch Propheten und Engel überbracht, aber es gab niemals einen Hinweis darauf, dass die alttestamentliche Botschaft jemals durch den einen, der später als Sohn identifiziert wurde, überbracht worden wäre.

Nimmt man 1. Korinther 10,4 allein, ohne den Kontext oder die hebräische Denkweise von Paulus zu beachten, so scheint diese Stelle anzudeuten, Christus sei vor seiner Geburt lebendig gewesen. Es gibt zahlreiche andere Schriftstellen, die zeigen, dass Engel üblicherweise die Botschaften Gottes an Israel überbrachten. Stephanus spricht über Mose und die Gesetzgebung: „Dieser ist es, der in der Gemeinde in der Wüste gewesen ist mit dem Engel, der auf dem Berg Sinai zu ihm redete.......Er empfing lebendige Aussprüche, um sie uns zu geben“ (Apg.7,38).

19 „That Rock Was Christ“, Restoration Fellowship, 1981. Wir sind sowohl diesem Autor für die stichhaltigen Argumente als auch James Dunns Christology in the Making, 183, 184, zu Dank verpflichtet.

 

106 Paulus und die Trinität

Apostelgeschichte 7,53 stellt fest, dass sie das Gesetz durch Anordnung von Engeln empfangen und nicht befolgt haben. Paulus spricht auch von der Rolle der Engel im Gegensatz zu einem späteren Offenbarer, der „der Nachkomme“ genannt wird (der Messias): „Was soll nun das Gesetz? Es wurde der Übertretungen wegen hinzugefügt – bis der Nachkomme (Jesus) käme, dem die Verheißung galt – angeordnet durch Engel in der Hand eines Mittlers“ (Gal.3,19). Paulus fährt fort, indem er die Einheit Gottes bestätigt: „Ein Mittler ist aber nicht Mittler von einem; Gott aber ist nur einer“ (Gal.3,20). In jeder dieser Passagen ist es klar, dass die Gesetzgebung durch die Engel eine wichtige Rolle spielt. Aber es sollte nicht übersehen werden, dass das gemeinsame Thema die Überlegenheit des Evangeliums über das Gesetz ist. Das Gesetz wurde nur durch die Engel vermittelt, aber die Gute Nachricht (Evangelium) wurde durch den Sohn gebracht und ist deswegen unvergleichlich erhabener. Paulus glaubte sicherlich nicht an die Präexistenz Jesu als Engel.

Christus konnte auch gar keinen Anteil an der Gesetzgebung an Israel oder beim Dienst an den Israeliten in der Wüste gehabt haben. Die Wahl des Wortes „Same“ oder „Nachkomme“ bei Paulus ist sehr zutreffend. Der „Same“ – als Christus erkenntlich gemacht - war noch nicht gekommen und noch nicht aktiv im Dienste Gottes.

Es ist klar, dass „der Same“ für Paulus hier und an anderen Stellen - Same Abrahams (1.Mo. 22,18), Same Judas (1.Mo. 49,10) und Same Davids(20) - speziell Christus, den verheißenen Nachkommen der Patriarchen und Davids, bedeutete. Römer 1,3 beinhaltet einen direkten Hinweis auf Christus als Sohn Gottes. Das Evangelium bescheinigt: „Sein Sohn, der aus der Nachkommenschaft Davids gekommen ist dem Fleisch nach und als Sohn Gottes mit Kraft eingesetzt.“ Das wiederholte Beharren auf den Sohn, der von einer Frau geboren wurde und ein Nachkomme eines Menschen war, ist unausweichlich. Der Messias sollte aus der menschlichen Rasse kommen. Das ist genau das, was die Juden der damaligen Zeit und die frühe Gemeinde glaubten und erwarteten. Es hätte einen überwältigenden Widerspruch zu den Worten der Propheten bedeutet, wenn Paulus gelehrt hätte, der Messias sei persönlich, schon als Sohn Gottes, mit dem Volk Israel in der Wüste gewesen.

Wir müssen uns vor einer mehr als wörtlichen, starren Lesart von 1.Kor. 10,4 hüten und uns die hebräische Verwendung von Symbolen und die jüdische Art zu sprechen, ins Gedächtnis rufen. Es ist für die Schrift...

20 2. Sam. 7, 12-14 mit Jes. 11,1; Rö. 1,3; 2. Tim. 2,8

 

Paulus und die Trinität 107

...nicht ungewöhnlich, das Zeitwort „sein“ in einem weniger wörtlichen Sinn zu verwenden. Jesus sagte: „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut“ (Lk.22,20). Das Verb „sein“ bedeutet nicht einfach eine eins-zu-eins Identität; die Sprache ist symbolisch: „Dieser Kelch repräsentiert mein Blut“.

Der unmittelbare Zusammenhang von 1.Kor.10,4 schließt uns auf, wie Paulus denkt. Paulus sieht die Erfahrungen Israels in der Wüste als Beispiele, „Typen“ oder Modelle gegenwärtiger christlicher Erfahrungen. Wie Paulus sagt: „All dies widerfuhr jenen als Vorbild.....“ (1.Kor.10,11). Der Durchzug Israels durch das Rote Meer war ein Sinnbild für die Taufe. Die „geistliche“ Nahrung, die in Vers 3 erwähnt wird, ist klarerweise das Manna, welches über einen Zeitraum von 40 Jahren auf wundersame Art täglich gegeben wurde. Sie tranken auch von einem „geistlichen Felsen“.

Diesen einzelnen Hinweis auf den Felsen, der dem Volk Israel folgte, als Beweis für einen „vor-menschlichen“ Jesus zu nehmen, verfehlt den Sinn der Lektion von Paulus. Es übersieht auch die Tatsache, dass die Juden nichts anderes als einen menschlichen Messias erwarteten. Ein näherer Blick auf die Geschichte im Alten Testament, die Paulus im Sinn hatte, zeigt uns, dass es zwei Begebenheiten gibt, bei denen auf der Wanderung der Israeliten durch die Wüste ein Fels erwähnt wird. Es ist wichtig, den Unterschied zwischen den beiden zu bemerken.

Die erste geschah gleich, nachdem das Manna das erste Mal auf so wundersame Weise gegeben worden war. Israel kam nach Rephidim und begann sofort über den Mangel an Wasser zu murren. Daraufhin befahl Gott Mose, den Felsen zu schlagen. Es kam Wasser heraus und der Durst des Volkes wurde gestillt (2. Mo. 17,1-6). Der Schlag auf den Felsen symbolisiert die Tatsache, dass Christus, unser Felsen, später für die Sünden der Welt zerschlagen wurde. Das Wasser deutete aber auch schon die Gabe des Heiligen Geistes an, der von Jesus als Wasser des Lebens beschrieben wird: „Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke“ (Joh.7,37). Der Felsen in der Wüste war eine Darstellung des Messias, der als Geber des Heiligen Geistes kommen würde.

Das zweite Vorkommen eines Felsens geschieht gegen Ende der Wüstenwanderung. Wieder murrte Israel wegen des Wassermangels und wiederum sorgte Gott für ihre Bedürfnisse. Dieses Mal befahl er Mose, zu dem Felsen zu sprechen, aber in seinem Zorn gehorchte Mose nicht und schlug den Felsen zweimal (4.Mo. 20,1-12). Weil er den Felsen schlug, anstatt zu ihm zu sprechen, wurde Mose schuldig, den Sinn des „Modells“ zerstört zu haben. Der Felsen in 2. Mose symbolisierte Christus im Fleisch,...


108 Paulus und die Trinität

...zerschlagen, um uns das Wasser des Lebens zu geben, während der Felsen in 4. Mose Christus als unseren Hohepriester darstellt, der nicht zweimal geschlagen werden darf, sondern den man um das Wasser des Lebens anspricht.

Das erste Geschehnis begab sich am Beginn der Wanderung, das zweite am Ende; beide Geschehnisse sind eine Parabel über die bleibende Gegenwart Christi mit seinem Volk während seiner „Wüstenwanderung“, der christlichen Reise hin zum „verheißenen Land“ des Königreiches Gottes.

Die beiden Geschehnisse, die wir eben betrachteten, begaben sich an völlig verschiedenen Orten und es werden auch zwei verschiedene Wörter für „Fels“ verwendet. In 2. Mose 17 steht das Wort tsur und in 4.Mose 20 steht sela. Was nun meint Paulus, wenn er schreibt „sie tranken von einem geistlichen Felsen, der ihnen folgte“? Logischerweise folgte dem Volk Israel kein wirklicher Felsen. Eine bessere Antwort wäre die, dass Paulus die Sprache christlicher Erfahrung gebraucht und sie auf das alttestamentliche Modell anwendet. Das zeigt sich deutlich bei seiner Bezugnahme auf die Taufe zu Beginn seiner Diskussion. Die Israeliten wurden nicht wirklich getauft. In der Tat, es wird uns gesagt, dass ihnen das Wasser nicht nahe kam; sie gingen trockenen Fußes durch das Rote Meer. Aber ihre Erfahrung ist für Mose eine naheliegende Parallele und so schreibt er, sie seien „auf Mose getauft worden“. Ebenso folgte ihnen der Fels nicht wirklich. Es war einfach ein „Modell“ oder „Typ“ Christi, der die Christen durch ihr Leben begleitet. Das ist auch genau das, was auch Paulus behauptet: „Alles dies widerfuhr aber jenen als Vorbild...“ (1.Kor. 10,11).

Die Beweislage ist viel zu dünn, um zu behaupten, Paulus hätte ein neues Dogma über einen präexistenten Gott-Mann einführen wollen. Das würde seinen eigenen Argumenten widersprechen, wenn er schreibt, dass Christus in Existenz kam. Hätte er behauptet, der Messias sei eine gleichberechtigte Person mit Gott, so hätte seine radikale Abkehr von seinem jüdischen Erbe einer genaueren Darstellung bedurft.

Wir müssen gegenüber dem Fehler, spätere trinitarische Tradition in die Schriften des ersten Jahrhunderts hineinzulesen, wachsam sein. Die Wahrheit über die Identität und den Ursprung Jesu muss strikt auf die Information begründet sein, die uns von den Schriften der frühen Gemeinde im Neuen Testament überliefert ist. Es ist zu einfach, die Schriften durch Brillen zu lesen, welche durch Doktrinen des 2. bis 5. Jahrhunderts gefärbt sind.


Paulus und die Trinität 109

Es gibt genaue Prophetien im Alten Testament, die sich auf Jesus beziehen, aber keine von ihnen zeigt ihn außerhalb der Menschheitsfamilie. Die meisten werden zustimmen, dass die erste Prophetie in 1.Mose vorkommt, wo Gott zur Schlange sprach: „Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zermalmen, und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen“ (1.Mo. 3,15).

Es ist ganz klar der menschliche Nachkomme Evas, der die Schlange, oder Satan, unterwerfen würde. Sowohl Juden als auch Christen glauben, dass sich diese Prophetie im Messias erfüllen soll, aber keine dieser beiden Gruppen findet im Text einen Hinweis darauf, dass der Messias bereits am Leben war.

Wenn wir Paulus hören, wie er zu der Welt der Heiden, die durch die Männer Athens repräsentiert wird, spricht, so erinnern uns seine Worte an einen Propheten des Alten Testamentes. Er nimmt Bezug auf den Einen Gott Israels und sagt: „Der Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind“ (Apg.17,24). Das ähnelt der Aussage Jesajas: „Ich, der Herr, bin es, der alles wirkt, der die Himmel ausspannte, ich allein, der die Erde ausbreitete - wer war da bei mir?“ (Jes.44,24). Mit diesem fundamentalen jüdischen Monotheismus zu brechen und eine andere ungeschaffene Person als einen aktiven Helfer bei der Schöpfung in 1.Mose einzuführen, steht in krassem Widerspruch zum offensichtlichen Glauben von Paulus an die grundsätzlichen Lehren der jüdischen Theologie, insbesonders an den entschlossenen unitarischen Monotheismus.

Es geschah nicht vor dem 4. Jahrhundert, mehr als 300 Jahre nach dem Tod des Gründers des Christentums, dass Kirchenfürsten es für nötig befanden, das trinitarische Dogma offiziell zu formulieren und es allen Gläubigen als Bedingung für ihre Kirchenzugehörigkeit und auch für ihre Errettung aufzuzwingen.

Wir müssen fragen, wie und warum das geschah. Viele der heutigen Gläubigen haben keine Möglichkeit, von der Entwicklung des trinitarischen Dogmas zu erfahren. Wenn weder Jesus noch Paulus jemals den Glauben an das alttestamentliche Konzept Gottes als einzelne Person verließen, wie kam es dann zum Wachstum eines Glaubens an eine Gottheit bestehend aus zwei oder drei Personen? Die Geschichte der Entstehung dieses neuen, fremden und äußerst einflussreichen Glaubenssystems ist bemerkenswert.

QUELLE: https://jhwhjesus.files.wordpress.com/2023/10/die-lehre-von-der-dreieinigkeit-gottes-die-selbst-zugefuegte-wunde-der-christenheit.pdf

QUELLE: https://docplayer.org/46188849-Die-lehre-von-der-dreieinigkeit-gottes-die-selbst-zugefuegte-wunde-der-christenheit.html



JESUS - Der gute Hirte / Ich gebe mein Leben für die Schafe

JESUS:   Ich bin der gute Hirte.  Ein guter Hirte setzt sein Leben für die Schafe ein.  Anders ist es mit einem, dem die Schafe nicht gehöre...