Biochemiker stellt Evolutionstheorie in Frage
Ein Professor für Biochemie stolpert über eine besondere Entdeckung und stellt die Evolutionstheorie in Frage. Das ist der Stoff, aus dem die aussagekräftige Dokumentation „Revolutionär“ gemacht ist.
(von Reinhard Junker)
Der Film „Revolutionär“ schildert, wie der Professor für Biochemie Michael Behe – sensibilisiert durch Michael Dentons Buch „Evolution – A Theory in Crisis“ – über molekulare Mininaturmaschinen gleichsam stolperte und sie als grundlegendes Problem für Evolution erkannte – und was danach passierte. Im Jahr 1996 veröffentlichte der bis dahin unbekannte Professor Behe ein Buch, das eine nachhaltige Diskussion über die Erklärungskraft von Evolutionstheorien auslösen sollte: „Darwin‘s Black Box“. Darin erläutert Behe detailliert an einer Reihe von Beispielen, was „nichtreduzierbare Komplexität“ („irreducible complexity“) ist. Darauf aufbauend erklärt er, warum die Entstehung nichtreduzierbar komplexer Systeme in den lebenden Zellen durch die vorliegenden evolutionären Hypothesen nicht gelingt. Zudem zeigen solche Systeme typische Kennzeichen von Planung, die wir nach aller unserer sonstigen Erfahrung als sichere Indizien für einen Urheber beziehungsweise Schöpfer werten.
Es geht um sogenannte „molekulare Maschinen“ wie den Miniatur-Außenbord-Motor verschiedener Bakterienarten (im Film als „Geißel“ bezeichnet, die aber nur ein Teil des Systems darstellt). Deren Funktion (hier der Vortrieb) geht verloren, wenn ein beliebiges Element fehlt oder wenn eine Wechselwirkung zwischen zwei beliebigen Elementen des Systems gestört ist. Die Funktion des Systems ist in solchen Fällen nicht etwa nur abgeschwächt, sondern fällt total aus. Man hat mittlerweile Dutzende solcher molekularer Maschinen entdeckt und beschrieben.
Stellt Evolution in Frage
Behe baut auf diesem Befund ein schlagkräftiges evolutionskritisches Argument auf: Da solche zweckmäßigen Anordnungen von miteinander wechselwirkenden Teilen nicht schrittweise durch zukunftsblinde Mutationen (Kopierfehler) und streng gegenwartsbezogene Auslese entstehen können, stellt die Existenz solcher Maschinen Evolution grundlegend in Frage. Denn wie sollten erste evolutive Schritte ausgesehen haben, die einen Auslesewert in Bezug auf die Funktion des heute vorliegenden Systems gehabt haben? Solange diese Funktion nicht gegeben ist, kann im Hinblick darauf auch keine Auslese erfolgen.
Die Dokumentation „Revolutionär“ schildert Behes Entdeckung der Mininaturmaschinen. Daraufhin entstand das Buch „Darwin’s Black Box“, das erwartungsgemäß heftige Kritik in der Fachwelt auslöste. Der ungerechtfertigte Versuch, Behes Argumente als „religiös“ abzuwerten, gehörte zur Kritik genauso wie eine fehlerhafte und verzerrte Darstellung seiner Argumentation.
Die Auseinandersetzung fand einen Höhepunkt im sogenannten Dover-Prozess in den USA. Dabei ging es um eine Richtlinie für Schulen, die zum Inhalt hatte, dass es wissenschaftliche Kritik an Evolution gebe und die Schüler für Kritik und für alternative Erklärungen offen sein sollten. Behe war gebeten worden, bei diesem Prozess das Design-Argument wissenschaftlich zu verteidigen, und sagte zu.
Der Film „Revolutionär“ schildert die näheren Umstände und beleuchtet kritisch, wie es dazu kam, dass die Befürworter des Intelligent Design diesen Prozess verloren. In der ganzen Welt wurde nach Ende dieses Prozesses die Botschaft verbreitet, dass nun auf gerichtlichem Wege geklärt worden sei, dass „Intelligent Design“ (ID) keine Wissenschaft sei. In Wirklichkeit war das Verfahren allerdings alles andere als objektiv, und es wurde auch von manchen ID-Kritikern angekreidet, dass Richter Jones weit über seine juristische Kompetenz hinausgegangen sei und dass es schwerwiegender methodische Fehler in der Urteilsbegründung gegeben habe.
Das Thema selbst war ohnehin ganz und gar nicht erledigt. Zum einen war Behes Argument falsch dargestellt worden, indem behauptet wurde, dass Einzelteile des Bakterienmotors doch eine Funktion hätten – doch das hatte Behe nie bestritten, sondern die Aussage war, dass die Funktion des Systems (hier also die Motorfunktion) bei Reduktion verloren geht. Zum anderen zeigten verschiedene neuere Befunde, dass evolutionstheoretische Erklärungsversuche für die Entstehung des Bakterienmotors nachhaltig scheiterten. Im Film wird das anhand des Konzepts der Kooption (Wiederverwendung von Teilen in einem neuen System) und der Entstehung neuartiger Proteinfunktionen ausgehend von schon vorhandenen Proteinen anschaulich und gut verständlich erklärt. Außerdem konnte gezeigt werden, dass unter evolutionstheoretischen Voraussetzungen eine vielfach diskutierte Vorstufe des Bakterienmotors – ein Injektions-Nadelkomplex – als Rückbildung interpretiert werden müsste. Knockout-Experimente bewiesen, dass tatsächlich auf keines der zirka 40 Motorproteine verzichtet werden kann. Und schließlich hat sich herausgestellt, dass einige Motorproteine einzigartig sind; das heißt, sie sind nur als Elemente des Motors bekannt und können nicht durch Kooption und Einbau entstanden sein.
Atheist wird Schöpfungsgläubiger
Den Produzenten von „Revolutionär“ ist es gelungen, aussagekräftige und gut verständliche Sachinformationen zur Frage der Evolution des Bakterienmotors mit der Wirkungsgeschichte von Michael Behe zu verbinden. Interviewabschnitte mit ihm und der Bakterienmotor bilden einen roten Faden durch den Film.
Besonders für die deutschsprachigen Zuschauer interessant ist das Schicksal des Paläontologen und renommierten Insektenkundlers Günter Bechly, auf das gegen Ende des Films ebenfalls eingegangen wird. Bechly, als Atheist aufgewachsen, hatte in Sachen Evolution nach gründlicher Lektüre von Arbeiten zu „Intelligent Design“ nach und nach eine Kehrtwende vollzogen und war zum Evolutionskritiker und Schöpfungsgläubigen geworden. Einige Zeit, nachdem er seine neu gewonnenen Überzeugungen auf seiner privaten Homepage publik gemacht wurde, musste er nach 17 Jahren seine Anstellung am Staatlichen Museum für Naturkunde aufgeben. Es ist eine besondere Pointe des Films, dass bei Bechlys Umdenkprozess der Bakterienmotor ebenfalls eine wichtige Rolle spielte. Doch sehen Sie selbst – es lohnt sich.