Das Wort Gottes ist lebendig und wirksam. Es ist schärfer als das schärfste Schwert und durchdringt unsere innersten Gedanken und Wünsche. Es deckt auf, wer wir wirklich sind, und macht unser Herz vor Gott offenbar. (Hebräer 4: 12 NLB)
Die ganze Schrift ist von Gottes Geist eingegeben und kann uns lehren, was wahr ist, und uns erkennen lassen, wo Schuld in unserem Leben ist. Sie weist uns zurecht und erzieht uns dazu, Gottes Willen zu tun. (2. Timotheus 3: 16 NLB)
WO SELBST DER VATIKAN AUCH MAL VOBEISCHAUT
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Der Freiheiter Bibelforscher Karlo Vegelahn pflegt ein weltweit genutztes Internetarchiv für Bibelübersetzungen.
Er muss mir erklären, was den Impetus gab, welches der Antrieb ist, sich derart festlegen zu lassen in seinem Lebensraum, wie tagtäglich damit umzugehen ist, dass Buchrücken von allen Seiten drücken und in weiten Räumen nur noch Durchlässe erlaubt werden. Für den Außenstehenden scheint das zunächst befremdlich.
„Ich fühle mich geradezu unwohl, wenn in einem Hotelzimmer mal keine Bücher stehen.“
Karlo Vegelahn, Bibelforscher aus dem Osteroder Ortsteil Freiheit
„Bei mir kannst Du nicht wirklich umfallen“, freut sich Karlo Vegelahn über meine Bemühungen, die nötige Distanz zwischen Objekt und Kamera für eine Aufnahme zu gewinnen und ich dazu weit nach hinten kippe, bis ein Stapel alter Folianten die Bewegung bremst. Nein, beengt oder erdrückt fühle er sich nicht, von vom literarischen Übergewicht rings um ihn herum, versichert der fünffache Vater glaubhaft. Vielmehr fühle er sich geradezu unwohl, wenn in einem Hotelzimmer mal keine Bücher stünden. Innerfamiliär gibt es da zum Glück keinen Dissenz, es herrscht da eine gewisse Seelenverwandtschaft mit seiner Frau Annette, die ebenfalls gerne liest und die an und mit dem ständig zunehmenden Bücherbestand wuchs.
90 Meter Bibeln
Es sind zunächst Superlativen rein statistischer Natur, die es zu verdauen gilt: Wir sprechen über 90 Meter Bibeln in mehr als 100 Sprachen aus vielen Jahrhunderten, von zehn Metern Sekundärliteratur zu Bibelübersetzungen und einer unbezifferten Fülle heimatkundlicher Schriften. Alles das nicht in einer Bibliothek, einem Archiv oder Antiquariat sondern in einem alten Fachwerkhaus im Osteroder Ortsteil Freiheit. Zum Glück ist es nicht unterkellert, denn das wäre inzwischen wohl schief gegangen.
Bibel hat Geschichte
Alles begann, wie es bei begeisterten Sammlern oft beginnt, nämlich in der Jugend: „Schon früh habe ich mich mit Bibeln beschäftigt“, erzählt der 59-Jährige, inzwischen ist er Bibelforscher aus Leidenschaft, die durch einen Vortrag im Jahr 1969 geweckt wurde. „Die Bibel hat eine Geschichte“, erkannte er damals, Menschen wurden gehindert, die Schriften zu verbreiten, da ging es nicht selten um Leben und Tod. Wie konnte der Text, Inhalt so vieler Übersetzungen, über Jahrhunderte bewahrt werden?
Buchhandlungen, Antiquariate, Flohmärkte, Angebote in Zeitungen: Überall erschlossen sich Karlo Vegelahn wahre Fundgruben für seine neu entdeckte Leidenschaft, und immer wieder kam Neues dazu. „Es gab mehr Bibeln, als ich mir damals als Auszubildender leisten konnte“, erinnert er sich. Wie viel Geld bis heute in seine Sammlung geflossen ist? Er weiß es nicht. Andere fahren ein Auto, er investiert in Bücher: So einfach ist das.
Rechts und links flankieren hüfthohe Bücherstapel den schmalen Gang durch den Raum, ausgekleidet mit hohen Regalen, proppevoll mit Literatur. Dazwischen ein kleiner Schreibtisch mit PC, ein wenig verloren scheint er, ist aber eine wichtige Schaltzentrale, die dem ganzen Drumherum Sinn und Bedeutung gibt.
Archiv Vegelahn
Hier pflegt Vegelahn seit 2003 die Daten seiner Bücher im Internet ein, sein Archiv www.bibelarchiv-vegelahn.de hat sich im Lauf der Jahre einen Namen gemacht in der Fachwelt und ist so bekannt geworden, dass sich Übersetzer bei ihm melden, um dort aufgenommen zu werden. Inzwischen nutzen Antiquariate und Auktionshäuser seine Seite, so erzählt er, etwa 300 000 Interessierte aus der ganzen Welt waren dort schon unterwegs, sogar der Vatikan schaut schon mal vorbei. Wen wundert es, denn 90 Prozent aller deutschen Bibelübersetzungen sind dort verzeichnet. Im Flur füllen sie griffbereit meterlange Regale, stehen dort doppelreihig.
So langsam wird deutlich, wie vielseitig dieses Fachgebiet ist, wie viele Forschungsansätze es erschließt und dass es nicht ums Sammeln allein, sondern um Inhalte geht. „Oft wird gesagt, in jeder Bibel steht doch dasselbe drin. Im Prinzip ist das so. Da die Übersetzer aber aus verschiedensten Bereichen kommen, ist der Vergleich immer interessant. Einige haben sich an den Urtext in Hebräisch, Aramäisch und Griechisch orientiert, andere haben versucht, frei zu übersetzen“, weiß der Bibelforscher und benennt eine dem Laien ungeahnte Fülle von Ausgaben zu ganz unterschiedlichen Zwecken. Da gibt es großformatige Prachtausgaben bis ins 15. Jahrhundert in Latein oder das Wort Gottes en miniature, die Schrift, ausgestattet mit Stichen und Holzschnitten oder ohne, vorlutherische Bibeln, Kinder- und Schulbibeln, die verschiedener Religionsgemeinschaften, fremdsprachige Bibeln, Bibeln mit Besonderheiten als Stenoausgaben, für Sehbehinderte und, und, und. Selbst für den Bibelfreund, der in der Badewanne nicht auf Gottes Wort verzichten möchte, gibt es reiß- und wasserfeste Ausgaben.
So beherbergt das Archiv Fegelahn so manche Preziose, und das aus vielen Jahrhunderten. Und wer meint, Karlo Vegelahn fände sich in seinen Bücherbergen nicht zurecht, der irrt. Frei nach dem Motto, wenn man etwas hat, muss man es auch kennen, zückt er ein einzelnes Pergament, eine Bibelseite aus dem Jahr 1250, das Mönche im Skriptorium fertigten.
Bis tief in die Nacht
Karlo Vegelahn schlägt eine große, reich mit Stichen versehene Kurfürstenbibel aus dem 18. Jahrhundert zu, die mich besonders interessierte. Es ist spät geworden, unmerklich verflog die Zeit bei all den biblischen Geschichten. Heute wird er wieder bis tief in die Nacht am Schreibtisch sitzen, viel Schlaf braucht der Bücherwurm nicht, vier bis fünf Stunden, nicht mehr.
WICHTIGE AUSGABEN
Die erste vollständige deutsche Bibel erschien 1466 von Mentelin.
Die berühmteste Bibel ist das Evangeliar Heinrich des Löwen. Sie wurde 1981 für 32,5 Millionen Mark vom Land Niedersachsen gekauft.
1455 erschien die lateinische Bibel von Gutenberg. Weltweit gibt es noch 42 Exemplare.
1522 erschien das Neue Testament von Martin Luther.
Zu Hause angekommen, noch ganz unter dem Eindruck des Erlebten, fällt mein Blick auf die alte Familienbibel im Bücherregal. Ich schlage sie auf, das erste Mal nach langer Zeit.
INTERNETARCHIV von Karlo Vegelahn: https://www.archiv-vegelahn.de/
LESE DIE BIBEL ONLINE: https://diebibelonline.blogspot.com/