KREUZ - Brockhaus / Nachschlagewerke
Kreuz [althochdeutsch krūzi »Kreuz Christi«, von lateinisch crux, crucis »Kreuz«], Religionsgeschichte und Theologie: eines der ältesten religiösen Symbole und Heilszeichen der Menschheit; als solches bereits in der vorchristlichen Welt bekannt. Im 1. Jahrtausend v. Chr. findet es sich in Assyrien als Sinnbild der Sonne und in Ägypten in der Form des Henkelkreuzes als Symbol des Lebens. Das Heilszeichen des Radkreuzes (Swastika, Hakenkreuz) ist noch älter.
Im Christentum wurde das Kreuz zum Symbol und Zeichen des durch Gott im Kreuztod und der Auferstehung Jesu Christi gewirkten Heils. Über die Form des Kreuzes Jesu Christi lassen die Passionsberichte der Evangelien keine eindeutigen Schlüsse zu; geschichtlich finden sich als Grundformen des christlichen Kreuzes schon früh das griechische Kreuz sowie das lateinische Kreuz (Kreuzformen). Bereits in frühchristlichen Schriften wurde eine Kreuzestypologie entwickelt und theologisch vertieft. Die eigentliche Kreuzverehrung setzte unter Konstantin dem Großen ein. Nach der im 4. Jahrhundert verbreiteten Form der Legende sollen um 320 das Kreuz Jesu Christi und die Kreuze der beiden Schächer, die mit Jesus gekreuzigt worden waren, von der Kaiserin Helena und dem Bischof Makarios von Jerusalem († 334) auf Golgatha aufgefunden worden sein. Eine Krankenheilung habe unter den drei Kreuzen das Kreuz Christi geoffenbart. Kaiser Konstantin ließ an der vermuteten Stelle von Kreuzigung und Grablegung die Grabeskirche bauen, die am 13. 9. 335 geweiht wurde. Kyrill von Jerusalem, Aetheria und Ambrosius, nicht dagegen das »Itinerarium Burdigalense« (Itinerar), bezeugen, dass in ihr auch große Teile des Kreuzes Christi aufbewahrt wurden. 614 erbeutete Chosrau II. Parvis von Persien das Kreuz. Nach dem Sieg des byzantinischen Kaisers Herakleios über die Perser (628) wurde das Kreuz 630 wieder nach Jerusalem zurückgebracht. – Schon bald nach der Auffindung wurden Kreuzreliquien im ganzen Römischen Reich verbreitet. Die bedeutendsten kamen nach Konstantinopel, Rom (Kirche Santa Croce in Gerusalemme), Poitiers (Geschenk des Kaisers Justin II. [565–578] an die heilige Radegund; Hymne des Venantius Fortunatus »Vexilla Regis prodeunt«), Paris (Geschenk des lateinischen Kaisers Balduin II. an Ludwig IX.) und Trier (Staurothek, jetzt in Limburg). – Die Kreuzverehrung wurde nach der Erhebung des Christentums zur alleinigen Staatsreligion öffentlich gefördert. Das älteste Kreuzfest, das Fest Kreuzerhöhung, verbreitete sich zunächst im Osten. In den Kirchen, die über eine Kreuzreliquie verfügten, wurde diese den Gläubigen in einer feierlichen Zeremonie gezeigt (Exaltatio). Das Fest wird am 14. 9. gefeiert und ist eines der Hauptfeste des orthodoxen Kirchenjahres. Es geht zurück auf die erstmalige feierliche Darstellung des Kreuzes in der Grabeskirche am 14. 9. 335, dem Tag nach ihrer Weihe. Seit dem 7. Jahrhundert wird es auch in der lateinischen Kirche gefeiert. Ebenfalls im 7. Jahrhundert wurde in Rom die Kreuzverehrung in die Karfreitagsliturgie eingeführt.
Seit dem Mittelalter erscheint das Kreuz als Altarkreuz sowie als Vortragekreuz und Prozessionskreuz. Außerdem begegnet die Form des Kreuzes in den Gesten, die bestimmte Zeremonien begleiten, z. B. in den gekreuzten Händen beim Empfang des Abendmahls; zum Teil verdrängte die Bekreuzigung die in der Urkirche übliche Handauflegung (z. B. bei Firmung, Buße und Krankensalbung). Als Geste des Segnens hat sich das Kreuzzeichen besonders in der katholischen Kirche und in den Ostkirchen erhalten.
In der christlichen Volksfrömmigkeit findet sich das Kreuz z. B. als Hauskreuz, Grabkreuz, Wegekreuz, das an Haus oder Stall angebrachte Kreuz oder das als Schmuck am Hals getragene. Nicht selten wird es dabei zum magischen Zeichen.
In der bildenden Kunst tritt das Kreuz als Symbol und Darstellungsthema erst mit der konstantinischen Wende auf, erstmals bezeugt in der römischen Sarkophagplastik um 350, im Osten seit der Zeit Kaiser Theodosius' des Großen als christliches Siegeszeichen. Ab etwa 400 erscheint es auch in Kircheninnenräumen. Eine besondere Rolle spielt das Kreuz in der Symbolik des Kirchenbaus. (Christusmonogramm, Kreuzigung, Kruzifix)
Cross religious symbol
Cross forms were used as symbols, religious or otherwise, long before the Christian Era, but it is not always clear whether they were simply marks of identification or possession or were significant for belief and worship. Two pre-Christian cross forms have had some vogue in Christian usage. The ancient Egyptian hieroglyphic symbol of life—the ankh, a tau cross surmounted by a loop and known as crux ansata—was adopted and extensively used on Coptic Christian monuments. The swastika, called crux gammata, composed of four Greek capitals of the letter gamma, is marked on many early Christian tombs as a veiled symbol of the cross.
Before the time of the emperor Constantine in the 4th century, Christians were extremely reticent about portraying the cross because too open a display of it might expose them to ridicule or danger. After Constantine converted to Christianity, he abolished crucifixion as a death penalty and promoted, as symbols of the Christian faith, both the cross and the chi-rho monogram of the name of Christ. The symbols became immensely popular in Christian art and funerary monuments from c. 350.
For several centuries after Constantine, Christian devotion to the cross centred on the victory of Christ over the powers of evil and death, and realistic portrayal of his suffering was avoided. The earliest crucifixes (crosses containing a representation of Christ) depict Christ alive, with eyes open and arms extended, his Godhead manifest, even though he is pierced and dead in his manhood. By the 9th century, however, artists began to stress the realistic aspects of Christ’s suffering and death. Subsequently, Western portrayals of the Crucifixion, whether painted or carved, exhibited an increasing finesse in the suggestion of pain and agony. Romanesque crucifixes often show a royal crown upon Christ’s head, but later Gothic types replaced it with a crown of thorns. In the 20th century a new emphasis emerged in Roman Catholicism, especially for crucifixes in liturgical settings. Christ on the cross is crowned and vested as a king and priest, and the marks of his suffering are much less prominent.
After the 16th-century Protestant Reformation, the Lutherans generally retained the ornamental and ceremonial use of the cross. The Reformed churches, however, resisted such use of the cross until the 20th century, when ornamental crosses on church buildings and on communion tables began to appear. The Church of England retained the ceremonial signing with the cross in the rite of baptism. Since the mid-19th century, Anglican churches have witnessed a revival of the use of the cross. The crucifix, however, is almost entirely confined to private devotional use. A number of Protestant churches and homes display an empty cross, without a depiction of Christ, to memorialize the Crucifixion while representing the triumphant defeat of death in the Resurrection. See also True Cross; crucifixion.