Als der Papst Martin Luther 1521 aus der Kirche ausschließt, ist es bereits zu spät: Ganz Deutschland spricht über die 95 Thesen des Mönchs. Die Kirchenführer in Rom reagieren: Luthers Schriften werden nicht nur allesamt verboten - tatsächlich führt sie für ihn und seine Mitreformatoren überhaupt erst eine Liste unerlaubter Bücher ein.
Denn für die katholische Kirche ist die Reformation eine Gefahr, wie sie ihr noch nie zuvor begegnet ist. Luther und andere stellen alles infrage, was sie Macht Roms legitimiert - und spalten die Christenheit bis in die Gegenwart.
Befeuert für dieses Aufbegehren durch die Erfindung des Buchdrucks nur einige Jahrzehnte zuvor. Hätten die Thesen Luthers früher kaum mehr als die Bevölkerung seines Wohnortes Wittenberg erreicht, verbreitet sich die neue Bewegung über die Flugblätter, Bücher und Streitschriften nun rasant erst in den deutschen Landen, bald auch im restlichen Europa. Also veröffentlichte die Inquisition 1559 den ersten „Index Librorum Prohibitorum“: eine Liste mit Schriften, deren Lektüre für jeden Christen den Ausschluss aus der Kirche bedeutet. 400 Jahre lang wird der Index in Verwendung bleiben. Darauf gelistet sind viele Einzelwerke, aber ebenso Autoren, deren bisheriges und künftiges Gesamtwerk pauschal verurteilt wird. Zu ihnen gehört auch Martin Luther - was ihn nicht dahin abhält, im Laufe seines Lebens mehr als 600 Texte und reden zu publizieren.
Kein Buch hat die katholische Kirche öfters verboten, kein Buch erschien ihr gefährlicher: die Bibel. Denn ihr Index der verbotenen Schriften soll die christliche Religion vor schädlichen Gedanken schützen. Dazu zählen Bibelübersetzungen, deren Wortlaut nicht von der Kurie autorisiert ist - darunter lange Zeit alle Versionen in Volkssprachen wie Deutsch oder Französisch. Auch heute noch steht die Bibel auf der Verbotsliste einiger Länder, etwa Afghanistans. Nicht mehr jedoch auf dem der Kirche: Er wurde 1966 endgültig abgeschafft
QUELLE: PM History 01/2023
