Mittwoch, 8. Mai 2024

1914 - Das Dilemma um die Zerstörung Jerusalems


Das Jahr 607 v. u. Z. stellt ein signifikantes Datum innerhalb der biblischen Chronologie dar, insbesondere gemäß der Interpretation der Zeugen Jehovas. Es kennzeichnet den Beginn der in der biblischen Schrift Daniel erwähnten Periode von 7 Zeiten, deren Ende im Jahr 1914 n. u. Z. liegt. Für die Zeugen Jehovas markiert das Jahr 1914 die Inthronisierung Jesu im Himmel sowie den Beginn der "letzten Tage". Diese Interpretation steht jedoch im Gegensatz zur etablierten neo-babylonischen Chronologie, die das Jahr 607 v. u. Z. nicht als Zeitpunkt der Zerstörung Jerusalems betrachtet.

 

Die Begründung der Zeugen Jehovas für das Jahr 607 v. u. Z. als Zeitpunkt der Zerstörung Jerusalems findet sich in den Ausgaben des Wachtturms vom Oktober 2011 (Teil 1, S. 26) und November 2011 (Teil 2, S. 22).

 

Kurz gesagt, das Jahr 539 v. u. Z. markiert die Eroberung Babylons durch die medo-persische Streitmacht unter Cyrus II, auch bekannt als Kyrus II, wodurch die im Exil in Babylon lebenden Juden befreit wurden. Zwei Jahre nach Cyrus' Herrschaftsantritt in Babylon kehrten viele Juden aus dem Exil zurück nach Juda/Jerusalem und begannen mit dem Wiederaufbau der Stadt. Die historische Bestätigung des Jahres 539 v. u. Z. als Zeitpunkt der Eroberung Babylons durch Cyrus II wird von säkularen Historikern eindeutig anerkannt.

 

Gemäß den biblischen Texten sollte Juda bzw. Jerusalem nach der Zerstörung durch die Chaldäer unter Nebukadnezar II für 70 Jahre brachliegen bzw. verwüstet sein (vgl. Jer 25:8-11; 2. Chronika 36:20, 21; Daniel 9:2). Aufgrund dieser Angaben ergibt sich die einfache Berechnung, dass die Zerstörung Jerusalems 70 Jahre vor der Rückkehr der Juden aus dem babylonischen Exil und der Wiedereinführung der wahren Anbetung in Jerusalem stattgefunden haben muss: 537 v. u. Z. – 70 Jahre = 607 v. u. Z.

 

Trotz der bisherigen Erklärungen besteht unter Historikern weitgehende Einigkeit darüber, dass die Zerstörung Jerusalems gemäß der biblischen Chronologie um 587 v. u. Z. stattfand, was 20 Jahre später ist als dargestellt. Die Wachtturm-Artikel von Oktober und November 2011 behandeln die gängigen Argumente, die diese spätere Datierung unterstützen.

 

Es ist zu erwarten, dass Kritiker der Zeugen Jehovas die Erklärungen in diesen Artikeln kritisch betrachten und nach etwaigen Schwächen in der Argumentation suchen werden.

 

 

In der Diskussion sind laut Kritikern einige "Fehler" identifiziert worden:

 

- Die Neue-Welt-Übersetzung (NWÜ) wird beschuldigt, Jeremia 29:10 falsch zu übersetzen, da die Bibel angeblich von siebzig Jahren "für" Babylon spricht und nicht von einem siebzigjährigen Exil.

- Der Wachtturm wird beschuldigt, fälschlicherweise zu behaupten, dass die Astronomische Tafel VAT 4956 eher zu 588 v. u. Z. für das 37. Regierungsjahr Nebukadnezars passt und somit die Sichtweise von 607 v. u. Z. unterstützt, anstatt zu 568 v. u. Z.

- Die Wachtturm-Gesellschaft (WTG) bestätigt angeblich unbeabsichtigt die Zerstörung Jerusalems um 587 v. u. Z. durch ihre eigene recherchierte Chronologie.

 

Diese Vorwürfe der arglistigen Manipulation werden erneut diskutiert, und Kritiker der Zeugen Jehovas begrüßen diese "Fehler"-Funde und greifen sie auf. Wir werde kurz auf diese Einwände eingehen.

 

 

JEREMIA 29: 10

 

DER VORWURF:

 

Denn das sagt Jehova: ‚Nach Ablauf von 70 Jahren in Babylon werde ich euch meine Aufmerksamkeit zuwenden, mein Versprechen wahr machen und euch an diesen Ort zurückbringen.‘ (Jeremia 29: 10 NWÜ)

 

In der Neue-Welt-Übersetzung wird Jeremia 29:10 mit "70 Jahren in Babylon" übersetzt, während die Elberfelder Bibel diese Stelle mit "siebzig Jahre für Babel" wiedergibt. Gemäß dieser Formulierung würde Jeremia eine siebzigjährige Herrschaft der Babylonier über Israel vorhersagen, und nicht, wie von den Zeugen Jehovas behauptet, eine siebzigjährige Gefangenschaft in Babylon.

 

Somit beziehen sich die siebzig Jahre gemäß dieser Interpretation auf Babylon und nicht auf Israel.

 

DIE ERKLÄRUNG:

 

Eine detaillierte Analyse des Textes in Hebräisch, wie sie beispielsweise hier durchgeführt werden kann, ermöglicht eine genaue Betrachtung des relevanten Wortes לְבָבֶ֛ל (Transliteration: lə-ḇā-ḇel). Ein Kritiker argumentiert, dass die hebräische Präposition ל (le) vor Babylon (לְבָבֶל) sich auf "zu" oder "nach" bezieht. Um jedoch den Ausdruck "in" Babel, wie es die NWÜ darstellt, zu verwenden, müsste eine andere Präposition verwendet worden sein (was jedoch nicht der Fall ist).

 

Im Hebräischen wird die vorangestellte Präposition ב (be) verwendet, um den Ort bei räumlichen Fragen zu kennzeichnen. Diese Präposition wird üblicherweise mit "in" übersetzt. Dieser Sachverhalt wird in der Sprachbeschreibung des Hebräischen auf Seite 10 erläutert.

 

Die meisten deutschen Bibelübersetzungen verwenden die Präposition "für" in Bezug auf Babylon in Jeremia 29:10. Diese Übersetzungswahl ist jedoch fragwürdig, insbesondere wenn man bedenkt, dass die Präposition "lə·ḇā·ḇel" üblicherweise mit "nach" oder "zu" übersetzt wird. Warum wird dann dennoch "für" verwendet?

 

Eine alternative Übersetzung von Jeremia 29:10 könnte lauten:

"Denn so spricht der Herr: Wenn siebzig Jahre nach Babel vollendet sind, werde ich dich ernennen und ich werde auf dich die guten Worte legen, um dich an den Ort zurückzubringen."

 

Bei genauerer Betrachtung desselben Ausdrucks ("lə·ḇā·ḇel") in der Konkordanz (biblehub.com) fällt schnell auf, dass Jeremia 29:10 neben Jeremia 51:49 der einzige Text von insgesamt 8 existierenden Texten ist, in dem "für" verwendet wird, anstatt "nach" oder "zu" (englisch "at"/"to"). In Jeremia 51:49 verwendet die Elberfelder Bibel das Wort "wegen" in Bezug auf Babylon.

 

Eine weitere mögliche Übersetzung wäre daher:

"Wenn 70 Jahre wegen Babel vollendet sind..."

 

Die Sprachbeschreibung für hebräisch gibt weiteren Aufschluss:


(QuelleSprachbeschreibung Hebräisch, S. 10 – Tabelle 14)


Die sprachliche Analyse zeigt, dass die Präposition "le" bzw. "la" auch mit "in" übersetzt werden kann, ähnlich der Übersetzung der NWÜ. Darüber hinaus erwähnt der Kritiker nicht, dass in der Sprachbeschreibung auch Folgendes angeführt wird:


(QuelleSprachbeschreibung Hebräisch, S. 10 – Fußnote 8)


Die Diskussion drehte sich um die Frage nach dem Ziel oder der Richtung, die die 70 Jahre in Jeremia 29:10 annehmen würden, und nicht darum, wem diese 70 Jahre zugedacht waren. Es ist anzumerken, dass die Präposition "li" allein ausreichen würde, um die Übersetzung mit "für" zu verteidigen. Dies verdeutlicht erneut die Genauigkeit und Sorgfalt der NWÜ in ihrer Übersetzung.

 

Unabhängig von der Übersetzung wurde der Kontext des Jeremia-Kapitels 29 vollständig ignoriert. Darüber hinaus gibt es genügend Paralleltexte, die belegen, worum es wirklich geht: 2. Chronika 36:21; Jeremia 27:22; Daniel 9:2; Sacharja 1:12; 7:5. Der Kontext und die Paralleltexte zeigen eindeutig, dass es um die 70 Jahre der Verwüstung Jerusalems ging und nicht um 70 Jahre babylonische Herrschaft. Es gibt keinen Text in der Bibel, der darauf hinweist, dass es sich um 70 Jahre babylonische Herrschaft handelte. Dies würde auch keinen Sinn ergeben, da die 70 Jahre enden sollten, wenn Jerusalem wieder bevölkert wäre, was jedoch erst 2 Jahre nach der Eroberung Babylons geschah, was uns auf 72 Jahre anstelle von 70 Jahren bringen würde. Dieses Argument kann daher als eher fragwürdig betrachtet und verworfen werden.

 

 

VAT 4956:

 

Die Tafel VAT 4956 ist Eine ungefähr 300 Jahre nach dem scheinbaren Original-Datum gefertigte Kopie (das Original wurde nie gefunden) einer Tafel mit astrologischen Beobachtungen die man anscheinend (zumindest sagen das Astronomen) auf das Jahr 568 v.u.Z. datieren kann und enthält den Vermerk, dass es sich um Daten aus dem 37. Jahr Nebukadnezars handelt, was auf 587 v. u. Z. hindeutet. 

 

Der Wachtturm vom November 2011 berichtet, dass Forscher die Mondpositionen analysierten und zu dem Schluss kamen, dass sie besser zu 588/587 v. u. Z. als zu 568/567 v. u. Z. passen würden. Die genauen Forscher werden im Wachtturm-Artikel nicht genannt, aber Rolf Furuli, ein Experte für semitische Sprachen, babylonische und hebräische Chronologie und ehemaliger Dozent an der Universität Oslo, scheint einer der Forscher zu sein, der zu diesem Schluss kam. Zwei Kritiker argumentieren jedoch gegen seine Ergebnisse, diese beiden Kritiker, die ihre gegnerischen Darstellungen veröffentlicht haben, sind nicht als Akademiker oder ausgebildete Historiker bekannt, sondern eher als engagierte Laien, die fundierte Argumente vorbringen, aber deren Aussagen schwer zu überprüfen sind.

 

Im Wachtturm-Artikel wurde angegeben, dass bei der Analyse des Schriftstücks VAT 4956 die Astrosoftware TheSky6™ sowie das Freeware-Programm Cartes du Ciel/Sky Charts (CDC) und ein Datumskonverter des U.S. Naval Observatory verwendet wurden. Die kritischen Gegenanalysen zu den Feststellungen wurden jedoch mit anderen Programmen durchgeführt. Ein Kritiker verwendete "Chris Marriott's SkyMap Pro 11.04", und ein anderer nutzte "SkyViewCafé". Es ist erwähnenswert, dass beide Kritiker ehemalige Zeugen Jehovas sind.

 

Es ist interessant anzumerken, dass die Zeugen Jehovas bereits 1972 einen Artikel zu VAT 4956 veröffentlichten, ohne jedoch klare Forschungsergebnisse zu liefern. Die Diskussion um die Datierung von 588/587 v. u. Z. und 568/567 v. u. Z. wurde nicht eindeutig geklärt.

 

Die Bedeutung von VAT 4956 als Beweis für die Chronologie der Zerstörung Jerusalems im Jahr 607 v. u. Z. ist weiterhin umstritten und wurde nicht erneut als Beweismittel verwendet. LETZTENDLICH WIRD DIE INSPIRIRTE CHRONOLOGIE DES WORTES GOTTES ALS WICHTIGER ERACHTET ALS EINZELNE ARCHÄOLOGISCHE FUNDE UND IHRE INTERPRETATION.

 

 

UNTERSTÜTZT DER WACHTURM UNWISSEND 587 V. CHR. ZUR ZERSTÖRUNG JERUSALEMS?

 

 

Könnte der Wachturm unbeabsichtigt zu der Ansicht beitragen, dass das Jahr 587 v. Chr. als Zeitpunkt der Zerstörung Jerusalems anzusehen ist?

 

Ein häufig verwendetes Argument bezieht sich auf die neubabylonische Chronologie, wie sie in Publikationen des Wachtturms dargestellt wird. Dieses Argument besagt, dass die Datierung auf 587 v. u. Z. für die Zerstörung Jerusalems unbeabsichtigt oder versehentlich unterstützt wird. Die Argumentationslinie lässt sich in vier Schritten zusammenfassen.

 

SCHRITT 1:

 

Man nehme ein Zitat des Wachturms mit Verweis auf die neubabylonische Chronologie der Könige. Im Wachtturm vom 1. März 1965, Seiten 156-158, hatte zum Beispiel ein Artikel mit dem Titel „Das Frohlocken des Bösen währt nicht lange“ erklärt:

 

Ewil-Merodak wurde nach einer zweijährigen Regierungszeit von seinem Schwager Neriglissar ermordet. Neriglissar regierte vier Jahre und war während dieser Zeit hauptsächlich mit Bauunternehmen beschäftigt. Sein noch minderjähriger Sohn, Labaschi-Marduk, ein bösartiger Jüngling, folgte ihm auf den Thron, wurde jedoch schon nach neun Monaten meuchlings ermordet. Nabonid, der Lieblingsschwiegersohn Nebukadnezars, der als Statthalter in der Stadt Babylon eingesetzt worden war, übernahm nun den Thron. Bis zum Sturz Babylons im Jahre 539 v. Chr. hatte er eine verhältnismäßig glorreiche Herrschaft geführt. (1963 Wachturm-Publikation „Babylon die Große ist gefallen – Gottes Königreich regiert!“ angegeben auf Seite 184.)

 

In Bezug auf die Dauer der Herrschaft Nabonids wurde im Wachtturm vom 15. November 1968 unter dem Titel „Das Buch mit den genauen geschichtlichen Zeitangaben“ folgende Aussage gemacht: „Im 17. Jahr der Regentschaft von König Nabunaid fiel Babylon in die Hände von Kores, dem Perser.“ Abschließend wird in der Ausgabe des Wachtturms vom 1. Mai 1969 im Artikel „Ist die babylonische Chronologie zuverlässig?“ auf den Seiten 281-284 angegeben, dass Nebukadnezar eine Herrschaftsdauer von „43 Jahren“ aufweist.

 

SCHRITT 2:

 

Mit den oben genannten Informationen erstellt man eine Liste und Tabelle, die wie folgt aussieht:



Die Angaben zur Herrschaftsdauer sind entsprechend den historischen Quellen aus 2 Könige 25:8 und Jeremia 52:12 angegeben, wobei die Herrschaft Nebukadnezars ab dem Zeitpunkt seiner Handlung in Jerusalem gezählt wird.

 

SCHRITT 3:

 

Rechnen: Die Gesamtsumme der Jahre der Herrschaft beträgt 24 + 2 + 4 + 1 + 17 = 48 Jahre.

 

Demnach sollte die Zerstörung Jerusalems 48 Jahre vor der Eroberung Babylons im Jahr 539 v. u. Z. stattgefunden haben. Abschließend ergibt sich: 539 - 48 = 587. (Der Abzug von 48 Jahren vor 539 v. u. Z. führt uns auf das Jahr 587 v. u. Z.)

 

SCHRITT 4:

 

Erläutern, dass die Publikationen des Wachtturms unbeabsichtigt die Datierung von 587 v. u. Z. unterstützen.

 

 

PROBLEME MIT DEM ARGUMENT:

 

PROBLEM 1:

 

Der Wachtturm-Artikel vom 15. November 1968 legte nahe, dass die Herrschaft Nabonids 17 Jahre dauerte, basierend auf der Annahme, dass diese Information aus der Nabonid-Chronik stammt. Jedoch stellte die Ausgabe vom 15. August 1971 des Wachtturms in ihrem Artikel „Das Zeugnis der Chronik des Nabonid“ auf den Seiten 507-509 fest, dass dies nicht zutreffend ist. Tatsächlich wurde das „siebzehnte Jahr“ für Nabonid von „Übersetzern eingefügt“, da es eine Lücke in den historischen Aufzeichnungen gibt, wo dieses Jahr verzeichnet sein sollte.

 

PROBLEM 2:

 

Gemäß jüngeren Veröffentlichungen des Wachtturms wird in den „Einsichten in die heiligen Schriften“ über die neubabylonische Chronologie Folgendes festgehalten:

 

Nabonid: Selbst wenn die Herrschaft Nabonids länger gedauert hätte als allgemein angenommen, hätte dies keinen Einfluss auf das anerkannte Jahr 539 v. u. Z. als Jahr des Sturzes Babylons, da andere Quellen auf dieses Jahr hinweisen (siehe Band 2, Seite 409).

 

Labaschi-Marduk: Unter dem Eintrag „Nabonid“ wird erwähnt, dass Nabonid den Thron bestieg, nachdem Labaschi-Marduk ermordet wurde. Es wird jedoch keine genaue Dauer seiner Herrschaft angegeben (siehe Band 2, Seite 407).

 

Neriglissar: Unter dem Eintrag „Babylon“ wird darauf hingewiesen, dass wenig über die Regierung von Neriglissar bekannt ist, der offensichtlich der Nachfolger von Ewil-Merodach war. Darüber hinaus gibt es in der Rubrik „Chronologie“ Informationen über Vertragstafeln aus dem vierten Jahr Neriglissars, der als Nachfolger von Ewil-Merodach angesehen wird (siehe Band 1, Seiten 284 und 490).

 

Ewil-Merodach regierte laut einer Angabe des Berossos, die von Josephus erwähnt wurde, für zwei Jahre. Josephus selbst schreibt ihm jedoch eine Herrschaft von 18 Jahren zu. Ewil-Merodach soll angeblich infolge einer Verschwörung ermordet worden sein und von Neriglissar (Nergal-Sarezer) abgelöst worden sein. Es fehlt jedoch eine zuverlässige Bestätigung dieser Einzelheiten (siehe Band 1, Seiten 701-702). Zusätzlich wird unter dem Eintrag „Chronologie“ erwähnt, dass Tafeln gefunden wurden, die auf das zweite Regierungsjahr von Ewil-Merodach datieren (siehe Band 1, Seite 490).

 

Nebukadnezar wird als König genannt, der für 43 Jahre regierte (siehe Band 2, Seite 441).

 

Interessant ist auch der Wachtturm-Artikel vom 1. Mai 1969 unter dem Thema „Ist die babylonische Chronologie zuverlässig?“ mit dem Unterkapitel „ZUVERLÄSSIGE GESCHICHTE ODER FRAGWÜRDIGE SYNTHESE?“. Der Artikel schließt mit den Worten: „Der Leser kann nun selbst beurteilen, ob die Berechnungen und Mutmaßungen neuzeitlicher Geschichtsschreiber zu einer zuverlässigen babylonischen Chronologie geführt haben oder nicht. Man könnte sagen, dass sie dadurch eine gewisse Ordnung in das Chaos der alten weltlichen Urkunden gebracht haben.

 

Es ist deutlich erkennbar, dass seit 1969 den Forschenden im Dienst des Wachtturms bewusst wurde, dass die babylonische Chronologie nicht so eindeutig und klar ist, wie es wünschenswert wäre. Des Weiteren wurde seit 1971 erkannt, dass auch die Nabonid-Chronik nicht so klar und lückenfrei ist, wie es ideal wäre, da sie bedeutende Lücken aufweist.

 

Daher würde eine detailliertere und aktualisierte Liste und Tabelle wie folgt aussehen:



Es wird damit gezeigt, dass das Argument, Zeugen Jehovas würden unwissentlich die Datierung von 587 v. u. Z. für die Zerstörung Jerusalems unterstützen, widerlegt ist.

 

Für eine vertiefte Untersuchung dieses Themas empfiehlt es sich, die Tabelle im Wachtturm vom Oktober 2011 auf Seite 29 zu konsultieren und sich eine eigene Meinung zu bilden.

 

Es gibt noch weitere Aspekte, die im Zusammenhang mit diesem Thema erörtert werden könnten. Personen, die durch kritische Äußerungen dabei sind, ihren Glauben an die Bibel zu verlieren, sollten die Worte des Wachtturms vom 1. Juni 1975 (S. 340) ernst nehmen:

 

Die Bibel ist so konzipiert, dass sie offenbart, was in den Herzen der Menschen ist (Hebräer 4:12). Wer in der Bibel scheinbare Fehler und Widersprüche finden möchte, wird sie finden können. Dies liegt daran, dass die Bibel nicht alle Details zu einer Angelegenheit preisgibt. Oft beschreibt sie die Einstellung, Worte und Handlungen einer Person, ohne diese direkt zu billigen oder zu missbilligen. Dies kann bei einigen Zweifel hervorrufen, ob Gott wirklich gerecht und fair gehandelt hat. Daraufhin verwenden sie dies als Ausrede, um keine Veränderungen in ihrem Leben vorzunehmen, wie es die Bibel empfiehlt. Dies ist im Einklang mit Gottes Absicht, nur diejenigen als seine Diener anzuerkennen, die ihn wahrhaft lieben und seine Eigenschaften schätzen (5. Mose 30:11-20)

 

Gottes Wort ist voller Leben und Kraft. Es ist schärfer als die Klinge eines beidseitig geschliffenen Schwertes, dringt es doch bis in unser Innerstes, bis in unsere Seele und unseren Geist, und trifft uns tief in Mark und Bein. Dieses Wort ist ein unbestechlicher Richter über die Gedanken und geheimsten Wünsche unseres Herzens (Hebräer 4: 12 HFA). Dieses Gesetz, das ich euch heute gebe, ist nicht zu schwer für euch, als dass ihr es nicht verstehen und befolgen könntet. Es ist nicht hoch oben im Himmel, so unerreichbar, dass ihr fragen müsstet: ›Wer soll für uns in den Himmel hinaufsteigen und es herabholen, damit wir es hören und befolgen können?‹ Es ist nicht auf der anderen Seite des Meeres, so weit entfernt, dass ihr fragen müsstet: ›Wer soll übers Meer fahren, um es zu holen, damit wir es hören und befolgen können?‹ Nein, seine Botschaft ist euch ganz nah; sie liegt auf euren Lippen und in eurem Herzen, sodass ihr sie befolgen könnt. Hört mir zu! Heute stelle ich euch vor die Wahl zwischen Gut und Böse, zwischen Leben und Tod. Ich fordere euch heute auf, den HERRN, euren Gott, zu lieben und seine Gebote, Gesetze und Vorschriften zu halten, indem ihr nach seinem Willen lebt. Dann werdet ihr am Leben bleiben und zu einem großen Volk werden. Der HERR, euer Gott, wird euch in dem Land segnen, in das ihr nun zieht, um es zu erobern. Wenn ihr jedoch nichts mehr von ihm wissen wollt, wenn ihr ihm nicht gehorcht und euch dazu verleiten lasst, anderen Göttern zu dienen und sie anzubeten, dann werdet ihr mit Sicherheit zugrunde gehen; das kündige ich euch schon heute an. Dann werdet ihr nicht lange in dem Land leben, in das ihr jetzt über den Jordan zieht, um es zu erobern. Heute stelle ich euch vor die Wahl zwischen Leben und Tod, zwischen Segen und Fluch. Der Himmel und die Erde sind meine Zeugen. Wählt doch das Leben, damit ihr und eure Nachkommen am Leben bleiben! Entschließt euch, den HERRN, euren Gott, zu lieben, ihm zu gehorchen und euch ihm ganz anzuvertrauen, denn er ist euer Leben. Ihr werdet dann lange in dem Land leben, das der HERR euren Vorfahren Abraham, Isaak und Jakob mit einem Eid versprochen hat.« (5. Mose 30: 11 - 20 NLB)

 


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